Frankreichs ewiger Johnny

Esch-sur-Alzette. Soll man uns Deutsche bedauern, dass wir keinen haben wie ihn? Oder uns im Gegenteil wegen unserer Vielfalt beneiden? Denn, wo Rock und Pop bei uns Grönemeyer, Westernhagen, Lindenberg und Maffay hervorgebracht haben, kennen die Franzosen nur den Einzigen und Alleinigen, ihren Superstar Johnny Hallyday

Esch-sur-Alzette. Soll man uns Deutsche bedauern, dass wir keinen haben wie ihn? Oder uns im Gegenteil wegen unserer Vielfalt beneiden? Denn, wo Rock und Pop bei uns Grönemeyer, Westernhagen, Lindenberg und Maffay hervorgebracht haben, kennen die Franzosen nur den Einzigen und Alleinigen, ihren Superstar Johnny Hallyday. Er hat von allen was: Pathos wie Grönemeyer und Westernhagen, Schmalz und Rocker-Posen wie Maffay, die Coolness von Lindenberg. Dabei hätte Hallyday eine Karriere wie jene von Peter Kraus drohen können, brachte er doch zunächst seinen Landsleuten den Rock'n'Roll näher. Aber der 69-jährige Franzose ging immer mit der Zeit und den Stilen, und so traf man am Donnerstagabend in der Luxemburger Rockhal ein aus allen Generationen bestehendes Publikum an.Über 5000 waren gekommen um mitzuerleben, wie fit das Idol mittlerweile wieder ist, nachdem es vor drei Jahren nach einer Operation noch ins künstliche Koma versetzt worden war. Hallyday enttäuschte sie nicht. Wie eh und je rockte er die Halle, während Kameras jede Schweißperle auf dem gut gebräunten Teint für die großen Monitore einfingen.

Hübsch die Idee der Band, sich für drei, vier Stücke von der riesigen Bühne zu lösen und auf einer kleinen Drehbühne inmitten des Publikums weiterzuspielen. Nicht nur Hallyday fühlte sich da in die Club-Atmosphäre der wilden 60er versetzt, auch der ältere Anteil der Fans fand sichtlich Gefallen an den alten Rockabilly-Nummern.

Später, zurück auf der Hauptbühne, kehrte die Show zum heute üblichen Bombast zurück: Video-Einspielungen, ein Hintergrund-Chor, krachende Bläser, brachiale E-Gitarren. Doch auch das wirkte nicht albern, vielmehr bildete es den Rahmen für Frankreichs männliches Sex-Symbol Nummer Eins, das aus seinem fuchsigen Ledergesicht wahlweise die weißen Zähne oder die hellblauen Augen aufblitzen ließ - da durfte auch mal ganz dick aufgetragen werden. sedi

Foto: afp/Kadobnov

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