Frankreich sagt dem Franc adieu

Paris. Zehn Jahre nach Einführung des Euro-Bargelds geht in Frankreich noch einmal die Jagd auf die alten, bunten Francs-Geldscheine los. Wer kein wertloses Papier besitzen möchte, sollte jetzt versteckte Notenbündel unter Matratzen, in Schatullen, Büchern oder Zuckerpötten suchen. Denn am 17

Paris. Zehn Jahre nach Einführung des Euro-Bargelds geht in Frankreich noch einmal die Jagd auf die alten, bunten Francs-Geldscheine los. Wer kein wertloses Papier besitzen möchte, sollte jetzt versteckte Notenbündel unter Matratzen, in Schatullen, Büchern oder Zuckerpötten suchen. Denn am 17. Februar endet die in Frankreich festgesetzte zehnjährige Umtauschgarantie: Was bis zu diesem Stichtag nicht in Euro umgetauscht wurde, das verfällt. Anders als Deutschland - wo die Bundesbank ohne Zeit-Beschränkung DM-Geldscheine und -Münzen in Euro umtauscht - hat Frankreich ähnlich wie in Italien, Griechenland und Finnland eine zehnjährige Umtauschfrist verfügt.Nach dem Stichtag haben die alten Scheine höchstens noch Sammlerwert. Auf 50 Millionen Stück werden die noch immer nicht umgetauschten Geldscheine im Nominalwert von drei Milliarden Francs nach Informationen der Zeitung "Le Parisien" geschätzt - das entspräche knapp einer halbe Milliarde Euro, ein Euro sind 6,56 Franc.

Wer den Gang zur Banque de France in Paris scheut, für den haben findige Händler jetzt eine Lösung parat: Sie akzeptieren die Scheine noch einmal als Zahlungsmittel. Nicht aus nostalgischen Gründen, sondern eher aus Profitdenken: Bei eher großzügig umgerechneten Kursen bleibt so einiges in der Kasse. Außerdem kauft vielleicht der eine oder andere etwas, worauf er normalerweise verzichtet hätte.

Aktion vor Weihnachten

Im beschaulichen 4600-Seelen-Örtchen Saverdun bei Toulouse hat die große Umtauschaktion in 34 Geschäften am 18. Dezember begonnen - gerade noch rechtzeitig fürs Weihnachtsgeschäft. Die Händler hatten herausgefunden, dass etwa jeder zweite Kunde noch alte Franc-Scheine besitzt. Zwei Wochen dauerte die Aktion, dann waren nach Aussage von Grace Ballandi, der Vorsitzenden des Händlerverbands, immerhin Scheine im Wert von 15 000 Franc aufgetaucht. Seitdem reißen sich nicht nur nationale Medien um Interviews mit der findigen Dame. Nach ihren Erkenntnissen hat die Idee mittlerweile auch zahlreiche Kunden aus der Umgebung angelockt. "Die Leute, die kommen, haben den Eindruck, mit wertlosem Monopoly-Geld zu zahlen, doch im Gegenzug tätigen sie damit einen ganz konkreten Kauf", erklärte sie den örtlichen "ariegenews". Nach Medienberichten gibt es inzwischen ähnliche Händler-Aktionen auch in Städten wie Tours oder Mont-de-Marsan. Das Wechselgeld wird natürlich in Euro ausgegeben.

Offizielle Schätzungen allerdings gehen davon aus, dass in den vergangenen Tagen keine nennenswerten Beträge mehr umgetauscht werden, sondern dass ein Großteil des Geldes bis zum Ablauf der Frist unauffindbar sein wird. Die Regierung in Paris wäre in diesem Falle der lachende Dritte, meinte diese Woche die Zeitung "Le Parisien". Denn da die Notenbank per Statut keine Gewinne machen darf, müsste sie den unverhofften Buchgewinn durch die nicht umgetauschten Scheine an die Regierung abführen.

Die eingewechselten Franc-Bündel werden übrigens künftig mit Füßen getreten: Sie sollen geschreddert werden und auf Tennisplätzen als synthetischer Bodenbelag einen neuen Nutzen finden.

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