„Frankreich muss Reformen angehen“

Überherrn · . Deutschland und Frankreich brauchen sich in der aktuellen Phase schwachen Wachstums in Europa mehr denn je. Diese Auffassung vertrat vor dem CDU-Wirttschaftsrat François Villeroy de Galhau. Allerdings brauche Frankreich dringend Reformen.

 F. Villeroy de Galhau

F. Villeroy de Galhau

Foto: Udo Rau

Der überzeugte Europäer de Galhau, Vorstand der französischen Großbank BNP Paribas, Aufsichtsratsmitglied bei Villeroy & Boch mit saarländischen Wurzeln - seine Eltern leben im Wallerfanger Galhau'schen Schloss - ist fest davon überzeugt, dass die beiden größten EU-Wirtschaftsnationen eng zusammenarbeiten müssen. Erst unter dem Eindruck des Vormarsches des "Front National " bei den Europawahlen habe Präsident François Hollande Reformen angekündigt.

"Frankreich muss seine Probleme selbst lösen und nicht Deutschland ", sagte de Galhau zum derzeit angespannten deutsch-französischen Verhältnis. Die Grundprobleme in der "Grande Nation" seien bekannt: Zu hohe Staatsverschuldung, zu hohe öffentliche Ausgaben, doppelt so hohe Arbeitslosigkeit wie in Deutschland , zu wenig global starke Unternehmen, Fehlen eines breiten und gesunden Mittelstands wie in Deutschland . Das große deutsche Vorbild für Frankreichs Reformer sei die "Agenda 2010", die unter dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder verabschiedet wurde und von 2003 bis 2005 das deutsche Sozialsystem umkrempelte.

Galhau zollte dem Saarländer Peter Hartz dafür großen Respekt: "Der ist in Frankreich heute noch bekannter als in Deutschland ." Auch Galhau selbst betonte, ein Reformbefürworter zu sein. Große Stücke hält er auf den neuen französischen Wirtschaftsminister und Banker Emanuel Macron, der jetzt für Hollande die Kohlen aus dem Feier holen soll. Das Saarland müsse mehr als bisher eine Brückenfunktion für Unternehmen zwischen Deutschland und Frankreich einnehmen.

De Galhaus jüngste Europa-Überlegungen sind nachzulesen in seinem Buch "L'Espérance d'un Européen" ("Die Hoffnung eines Europäers").

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