Frankfurts neues altes Herz

Frankfurt. Die Neubauten sehen aus wie eine Mischung aus Hundehütte und Kreissparkasse - sagen jene, die einen vollständigen Wiederaufbau der Frankfurter Altstadt wollten. Die Altbauten sehen aus wie vom Weihnachtsmarkt nicht abgeholt - sagen jene, die historisierende Rekonstruktionen ablehnen

 Entwurf der Nordseite der Gasse "Markt". Foto: Dom-Römer GmbH

Entwurf der Nordseite der Gasse "Markt". Foto: Dom-Römer GmbH

Frankfurt. Die Neubauten sehen aus wie eine Mischung aus Hundehütte und Kreissparkasse - sagen jene, die einen vollständigen Wiederaufbau der Frankfurter Altstadt wollten. Die Altbauten sehen aus wie vom Weihnachtsmarkt nicht abgeholt - sagen jene, die historisierende Rekonstruktionen ablehnen. In der Debatte um die Neugestaltung zwischen Dom und Römer hat sich keine Seite durchgesetzt, aber auch keine verloren: Manche Häuser werden als "schöpferische Nachbauten" rekonstruiert, andere als Neubauten realisiert. Gestern war Grundsteinlegung.Es ist ein Kompromiss, um den gerungen wurde, seit die Altstadt 1944 zerstört wurde. Das in den 70ern errichtete Technische Rathaus gefiel schon lange keinem mehr. Und der Archäologische Garten, ein Loch mit Steinen, ist nicht gerade die lebendige Mitte der Altstadt. Aber was soll statt dessen entstehen? 2005 gewann das Architektenbüros KSP Engel & Zimmermann den Wettbewerb für die Neubebauung des Geländes, die Frankfurter aber liefen Sturm. Sie wollten ihre Altstadt zurück. In einer "Planungswerkstatt" entwickelten Bürger und Fachleute neue Vorschläge. 2007 änderte die Stadtverordnetenversammlung die Pläne. Hauptunterschied: Statt eines großen Hotelblocks wird das Areal sehr kleinteilig bebaut. Die Gebäude orientieren sich an den historischen Grundrissen, dazwischen liegen Gassen, kleine Plätze. 35 Einzelparzellen sollen so bis 2016 entstehen, die Stadt investiert rund 130 Millionen Euro. Acht historische Gebäude sollten auf jeden Fall rekonstruiert werden, einige Häuser wurden von vorneherein als Neubauten geplant, bei einer dritten Gruppe hatte der Investor die Wahl zwischen Alt und Neu. Insgesamt dürfte es 15 auf alt gemachte "schöpferische Nachbauten" geben.

Eine Gestaltungssatzung unterwirft auch die Neubauten einem strengen Reglement: Die Erdgeschosse müssen aus Sandstein sein, die Obergeschosse entweder verputzt oder mit Schiefer oder Holz verkleidet. Steile Satteldächer sind ebenso vorgeschrieben wie Traufhöhe und Fenstergröße. Manchem ist das nicht genug. "Einige Neubauten sehen aus wie eine Hundehütte oder die Sparkasse von Dreieichenhain", lästert Jürgen Aha, Initiator des AltstadtForums, Speerspitze der Wiederaufbau-Befürworter. Anderen geht die Rückbesinnung zu weit. Bauhaus-Direktor Philipp Oswalt spricht von einnem "absurden Projekt". Seit im April 2010 der Bagger ins Technische Rathaus biss, wurde nur "nach unten" gearbeitet, jetzt wächst die neue Altstadt in die Höhe. OB Petra Roth (CDU) mauerte gestern eine Kapsel mit Zeitdokumenten in die Bodenplatte. dpa

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