Bildergalerie Jetzt reden die Halberger
Patric Hallmann (51) arbeitete 19 Jahre in den Gusswerken. Seit einem halben Jahr ist er bei einer Transfergesellschaft angestellt: „Ich habe mich geopfert, einen Aufhebungsvertrag unterschrieben, damit andere weiterarbeiten können. Die vertragliche Abfindung habe ich bis heute nicht. Mir geht es richtig Scheiße. Durch den Verlust des Arbeitsplatzes Ehekrise. Mir fehlt die Aufgabe, die Regelmäßigkeit. Ich habe Existenzängste. Wie geht es mit der Familie und dem Haus weiter.“
Karina Raab (51) arbeitete 32 Jahre in den Gusswerken. Seit einem halben Jahr ist sie bei einer Transfergesellschaft angestellt: „Nach der ersten Insolvenz waren es zehn Jahre nur Quälerei mit Existenzängste. Es wurde kaum investiert. Jeder neue Besitzer hat nur Geld rausgezogen. Früher fuhren ganze Busse aus dem Bliesgau zum Halberg. Auch mein Vater. Das tut weh. Ich suche jetzt einen sicheren Job, auch mit weniger Gehalt. Hauptsache keine Gießerei.“
Ralph Kornbrust (50) arbeitet seit 19 Jahren in den Gusswerken: „Ich gehe mit Bauchweh nach Hause. Man sieht es nicht nur bei uns, der Mittelstand im Saarland stirbt weg. Wer grün wählt, spielt mit seinem Arbeitsplatz. Einerseits fühle ich mich wohl, weil das Geld stimmt. Andererseits gibt es seit der ersten Insolvenz 2009 nur Negativmeldungen. Ich bin aber ein positiver Mensch. Wir kämpfen bis zum Schluss.“
Roland Zell (55) arbeitet seit 39 Jahren in den Gusswerken: „Die Käufer der Firma holten kaum Aufträge. In meinem Augen handelt es sich um unfähiges Management. Wenn ich so arbeiten würde, wäre ich längst raus. Zuhause wird gefragt, wie es weiter geht. Man weiß es aber nicht. Riesenanspannung zu Hause. Ich bin 55 und weiß nicht wie es weitergeht. Mit 57 würde ich in Hartz IV rutschen. Es ist unmenschlich, wie in Deutschland mit arbeitenden Menschen umgegangen wird.“
Dieter Hirtz (51) arbeitet seit 12 Jahren in den Gusswerken: „In sechs Wochen bin ich vermutlich arbeitslos. Das ist nicht die Schuld des kleinen Mannes. Das sind Fehler im Management. Aus der Politik hört man nur Versprechen – nichts passiert. Wir sind benutzt worden, um Geld aus der Firma zu ziehen. Was uns ärgert, bös macht: Kein Politiker ändert mal die Gesetze. Wir sind die ersten und viele im Saarland werden folgen.“
Christophe Conrad (51) hat 31 Jahre in den Gusswerken gearbeitet und ist seit einem halben Jahr in einer Tranfergesellschaft angestellt: „Momentan habe ich keinen Bock mehr. Ich fühle mich verarscht. Das ist bitter nach 31 Jahren. Es gibt zwei Sachen im Leben, für die man kämpfen muss: Freiheit und Gerechtigkeit! Die Firma soll für den Aufhebungsvertrag mit der Abfindung gerade stehen. Ich habe regelmäßig Schlafstörungen. Hasta la vista.“
Horst Mischo (62) hat 43 Jahre in den Gusswerken gearbeitet. Seit einem halben Jahr ist er bei einer Transfergesellschaft angestellt: „Jetzt hocke ich in der Bredouille. Neue Arbeit in meinem Alter mit 62, das kann ich vergessen. Es war Betrug. Warum passiert sowas einer Gießerei, die 264 Jahre alt ist. Mit Qualitätsauszeichnungen und und und. Meine ganze Freizeit habe ich bei Halberg Guss gearbeitet – Wochenende, Samstag, Sonntag, Feiertag. Meine erste Ehe ging daran kaputt. Man fühlt sich leer und ausgenutzt. Da sind schon ein paar dicke Tränchen gelaufen.“
Maik Seitz (50) arbeitete 18 Jahre in den Gusswerken. Er wurde zum 31. März 2020 gekündigt und ist freigestellt. „Eine Firma, die 264 Jahre existiert, kann nicht einfach kaputtgehen. Anke Rehlinger hat in den Medien den ehemaligen Mitarbeitern ihre Unterstützung zugesagt. Bis heute kam da nichts. Es kann nicht sein, dass 600 Existenzen zerstört werden ohne etwas zu kriegen. Das tut weh. Die Insolvenzgesetze müssen geändert werden. Vielleicht geht es in den Gusswerken weiter. Ein bisschen Hoffnung habe ich. Die schwindet aber.“