„Fortuna“ in der Abendsonne

Dillingen · Der Wettergott hatte ein Einsehen: Die „Carmina Burana“ im Rahmen der Musikfestspiele Saar blieb in Dillingen vom Regen verschont. Ein gutes Omen für einen fulminanten Abend mit der Musik von Carl Orff.

 Knappe, aber wirkungsvolle Gesten: Dirigent Justus Frantz motiviert seine Musiker auf dem Kirchplatz. Foto: Rolf Ruppenthal

Knappe, aber wirkungsvolle Gesten: Dirigent Justus Frantz motiviert seine Musiker auf dem Kirchplatz. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Ein gutes Omen, dass sich das Wetter am Samstagabend endlich von seiner freundlichen Seite zeigte, als in Dillingen das "Classic Open-Air" der Musikfestspiele Saar stattfand. So konnten die Besucher des ausverkauften Konzertabends vor der Aufführung noch die letzten wärmenden Strahlen der Abendsonne genießen. Veranstaltungsort war, in weiser Voraussicht angesichts der Wetterverhältnisse, der überdachte Kirchplatz in Dillingen-Pachten, nicht das ursprünglich vorgesehene Dillinger Waldstadion.

Die Vorfreude auf Carl Orffs "Carmina Burana" war überall zu spüren, die Heiterkeit konnte selbst durch das später aufkommende kühlere Wetter nicht getrübt werden. Seit jeher ist diese besondere Orffsche Musik ein Publikumsmagnet; sie besticht durch unbändige Energie und hat einen großen Unterhaltungswert. Der Pianist und Dirigent Justus Frantz leitete das groß besetzte Werk, es musizierten das "Orchester der Nationen" gemeinsam mit koreanischen Chören und Solisten der Mailänder Scala.

Eine bunte Mischung aus unterschiedlichen mittelalterlichen Texten sind diese in der Bibliothek des Klosters Benediktbeuern gefundenen Schriften, die den Münchener Komponisten Orff dermaßen begeisterten, dass er, so Frantz, "tagelang wach lag und keinen Schlaf mehr fand". Innerhalb kürzester Zeit vertonte Orff in einem "Schaffensmarathon" ausgewählte Passagen und fügte sie zu einem Gesamtwerk zusammen. Hierbei experimentierte er vor allem mit rhythmischen Neuerungen und abwechslungsreichen Instrumentationstechniken, die den Orffschen Orchesterklang entscheidend prägten und den bis heute hohen Wiedererkennungswert dieser Komposition ausmachen.

"Fortuna imperatix mundi" bildet den musikalischen Rahmen, das Rad der Glücksgöttin Fortuna, welches das Schicksal der Menschen bestimmt, wie "ein Mond, der mal zu-, mal abnimmt". Im weiteren Verlauf folgen auf fröhliche Frühlingshuldigungen Tavernenszenen, die der Komponist realitätsnah vertonte.

Besonders schön gelang dem Baritonsolisten des Abends die Arie des betrunkenen Abts. Natürlich darf auch eine Liebesgeschichte, ein "Cours d'Amour", nicht fehlen. Berühmt-berüchtigt ist in diesem Teil besonders die Sopran-Arie "Dulcissime", welche die Solistin problemlos meisterte. Der homogene, freilich durch die Übertragung etwas verfremdete Klang des "Orchesters der Nationen" und seine Gestaltungsfreude überzeugten, vor allem das exakte Schlagwerk. Das Volumen der koreanischen Chöre war gewaltig und unterstrich die groß orchestrierten Abschnitte, wie das besagte "Fortuna" oder bei "Blanziflor und Helena".

Auch der Kinderchor agierte stimmlich stets ausgewogen. Justus Franz dirigierte strukturiert, seine knappen, aber wirkungsvollen Gesten schufen das ganze Konzert über ein harmonisches Miteinander von Orchester und Chor. Am Ende waren tosender Applaus und stehende Ovationen des begeisterten Publikums der Lohn für diese spektakuläre Darbietung, untermalt von einem prachtvollen Feuerwerk, das diesen besonderen Abend fulminant beschloss.

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