Forscher: Flexible Arbeitszeiten erzeugen Druck

Düsseldorf · Flexible Arbeitszeiten können zwar in schwierigen Zeiten Jobs retten, setzen Arbeitnehmer aber unter Druck. Zu diesem Schluss kommt der Arbeitszeit-Report des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung, den das Institut gestern veröffentlichte.

Auf der einen Seite hätten flexible Arbeitszeiten in der Vergangenheit dazu beigetragen, Arbeitsplätze zu sichern, auf der anderen Seite hätten sie die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben aufgehoben, warnten die Forscher. Denn der Tagesablauf "um 9 zur Arbeit, um 12 Mittag, um 17 Uhr Feierabend" droht der Studie zufolge zum "Auslaufmodell" zu werden. Die Arbeitszeit dringe "immer häufiger in das Wochenende". Über die Hälfte aller Beschäftigten arbeite zumindest "hin und wieder" nachts, im Schichtsystem oder am Wochenende. Viele Tarifverträge ließen Platz für Abweichungen von den vereinbarten Arbeitszeiten, wie befristete Kurzarbeit, Schichtdienste oder Wochenendarbeit, so die Autoren.

Zugleich nehme der Leistungsdruck zu. So sei fast ein Viertel der Beschäftigten auch außerhalb der Arbeitszeiten erreichbar; viele würden dadurch unbezahlte Mehrarbeit leisten. Auch der Trend zu Zielvereinbarungen oder Projektarbeit erhöhe den Druck auf Arbeitnehmer und führe oft zu unbezahlten Überstunden. Als Konsequenz fordern die Forscher eine neue gesetzliche und tarifliche Gestaltung von Arbeitszeitmodellen nötig.

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