Formel-1-Chef Ecclestone muss vor Gericht

München · Formel-1-Chef Bernie Ecclestone wird der Prozess gemacht. Er soll einem ehemaligen Vorstand der Bayerischen Landesbank 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld gezahlt haben.

Bernie Ecclestone droht nach über 30 Jahren der endgültige Sturz vom Formel-1-Thron. Wegen Anstiftung zur Untreue und Bestechung muss sich Ecclestone vor Gericht verantworten. Der Prozess gegen den britischen Motorsport-Manager in der Schmiergeld-Affäre um den Verkauf von Formel-1-Beteiligungen der Bayerischen Landesbank (Bayern-LB) soll Ende April beginnen. Das gab das Landgericht München gestern bekannt.

Ecclestone muss damit nicht nur ein unrühmliches Ende seiner Karriere fürchten, sondern nach einer möglichen Verurteilung durch die deutsche Justiz auch eine Gefängnisstrafe. Der 83-Jährige soll dem früheren Bayern-LB-Vorstand Gerhard Gribkowsky 44 Millionen Dollar Bestechungsgeld im Zuge des Verkaufs von Formel-1-Anteilen an den britischen Investor CVC gezahlt haben.

Als erste Konsequenz hat sich Ecclestone aus dem Vorstand der Formel-1-Mehrheitseigner zurückgezogen. Er soll aber weiter die Geschäfte der Rennserie führen. Jedoch arbeitet er ab sofort unter verstärkter "Überwachung und Kontrolle", bis die Vorwürfe gegen ihn geklärt seien, hieß es in einer Mitteilung.

Der 2012 zu achteinhalb Jahren Haft verurteilte Gribkowsky hatte Ecclestone in seinem Prozess schwer belastet. Bei der Urteilsverkündung gegen Gribkowsky hatte der Vorsitzende Richter Peter Noll gesagt, Ecclestone habe den Banker "ins Verbrechen geführt". Ecclestone bestreitet die Vorwürfe und behauptet, von Gribkowsky erpresst worden zu sein. Gribkowsky soll angedeutet haben, Ecclestones undurchsichtiges Geschäftsmodell den britischen Steuerbehörden zu melden.

"Man ist erst dann schuldig, wenn ein entsprechendes Urteil ergangen ist", sagte Ecclestone der "Wirtschaftswoche". Der Milliardär hat bereits angekündigt, vor Gericht zu erscheinen: "Ich muss wohl - vermutlich habe ich da gar keine Wahl. Übrigens: Ich mag München, eine schöne Stadt."

Mit Ecclestone wird erstmals dem Chef einer globalen Sportserie der Prozess gemacht. Insider gehen schon davon aus, dass er als mächtigster Mann der Formel 1 damit nicht mehr an der Spitze der Rennserie zu halten ist.

Sieben Vorstände angeklagt

Auch ein zweiter Prozess, in dem es um die Vergangenheit der Bayern-LB geht, steht bevor. Am 27. Januar beginnt vor dem Münchner Landgericht die Verhandlung gegen den ehemaligen Bayern-LB-Vorstandschef Werner Schmidt und sechs weitere Ex-Vorstände. Unter den Top-Bankern ist auch der heutige Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Banken, Michael Kemmer (56). Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft haben die Vorstände bei dem verhängnisvollen Kauf der Krisenbank Hypo Alpe Adria eigenmächtig zu viel Geld auf den Tisch gelegt. Entgegen der Vereinbarungen hätten sie in den Kaufverhandlungen am 14. Mai 2007 mehr als 1,6 Milliarden Euro für die Bank geboten und die vorab vereinbarte Summe von 1,5 Milliarden Euro damit überschritten. Auf eine nachträgliche Absicherung gegen Risiken sollen die Vorstände im Kaufvertrag verzichtet haben. Kurze Zeit später wurden die Probleme der Österreich-Tochter für die Bayern-LB zum Problem und brockten ihr Milliardenverluste ein.

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