Flughäfen auf Suche nach einem gemeinsamen Ziel

Saarbrücken/Mainz. Das Saarland und Rheinland-Pfalz wollen einen neuen Anlauf unternehmen, Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit der beiden bisher konkurrierenden Flughäfen Saarbrücken-Ensheim und Zweibrücken auszuloten

Saarbrücken/Mainz. Das Saarland und Rheinland-Pfalz wollen einen neuen Anlauf unternehmen, Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit der beiden bisher konkurrierenden Flughäfen Saarbrücken-Ensheim und Zweibrücken auszuloten. "Es ist unser Ziel, eine enge Kooperation mit dem Saarland und dem Flughafen Saarbrücken zu erreichen", sagte der neue rheinland-pfälzische Minister Roger Lewentz (SPD). Sein Staatssekretär Jürgen Häfner, der neue Aufsichtsratschef des Flughafens Zweibrücken, kündigte erste Gespräche für Ende Juni an. Die saarländische Landesregierung sei offen dafür, sagte Wirtschaftsstaatssekretär Peter Hauptmann (FDP, Foto: Ministerium). Das erste Treffen sei für den 29. Juni geplant.Der Aufsichtsratschef des Flughafens Saarbrücken hält nichts von einem fortgesetzten Konkurrenzkampf der Flughäfen in der Region. "Es macht keinen Sinn, dass wir uns auf so kleinem Raum gegenseitig kannibalisieren." Eines stellt der Staatssekretär jedoch klar: "Weder das Saarland noch Rheinland-Pfalz wollen den Standortfaktor Flughafen aufgeben."

Wird nun die Idee eines Saar-Pfalz-Airports wieder aus der Schublade geholt? Zwei Landebahnen, ein Flughafen - das hatten Gutachter 2002 empfohlen. Die dann folgenden Verhandlungen blieben aber ohne Ergebnis. Hauptmann hofft nun auf einen echten Neuanfang. "Haben wir den Mut zu springen? Oder reden wir über die Zusammenarbeit in wenigen kleinen Bereichen?" Eine Kooperation in nur einzelnen Punkten "reicht nicht für ein tragfähiges Konzept", ist sich Hauptmann sicher. Das habe man in früheren Verhandlungen bereits festgestellt, am Ende blieb dann jeder Flughafen für sich. Schlimmer noch: Immer wieder war die Atmosphäre vergiftet, man sprach zeitweise sogar von "Flughafen-Krieg".

"Können wir ein gemeinsames Ziel definieren, so dass schließlich jeder profitiert?" Das ist für Hauptmann die entscheidende Frage einer gemeinsamen Ausrichtung der Flughäfen in der Region. Eine Lösung muss nach seiner Auffassung auch den Flughafen Findel in Luxemburg einschließen. Der Staatssekretär sieht im Luftfahrtsektor grundsätzlich Wachstumschancen. Daher "ist Platz für die drei Flughäfen Saarbrücken, Zweibrücken und Luxemburg", sagt Hauptmann, schränkt aber ein: "Unter der Voraussetzung einer Zusammenarbeit. In Konkurrenz langfristig nicht."

Der Koalitionsvertrag der rot-grünen Landesregierung in Rheinland-Pfalz hatte der kaum mehr ernsthaft verfolgten Idee einer Zusammenarbeit einen neuen Schub gegeben. Demnach "wird angestrebt, die Zuschüsse aus dem Landeshaushalt" für die Flughäfen Hahn und Zweibrücken "schnellstmöglich zurückzuführen" - ein Ziel, auf das besonders die Grünen drängen. In Zweibrücken fallen im Flugbetrieb nach Angaben des Ministeriums "derzeit jährliche Verluste von vier Millionen Euro an". Eine Zusammenarbeit könne helfen, in Zweibrücken und Saarbrücken Betriebs- und Investitionskosten zu sparen, sagte Häfner. Schaut man auf die Unternehmenszahlen, steht das Saarland nicht minder unter Spar-Druck als Rheinland-Pfalz. Bei der Flughafen Saarbrücken GmbH lief laut Bilanz im Krisenjahr 2009 ein Minus von rund 9,3 Millionen Euro auf, 2008 waren es gut 4,5 Millionen Euro.

Meinung

Wahre Herkulesaufgabe

Von SZ-RedakteurVolker Meyer zu Tittingdorf

Der Konkurrenzkampf der beiden Regionalflughäfen Saarbrücken und Zweibrücken hat bislang nur zu Millionenverlusten für die Steuerzahler geführt. Kein Standort kann den anderen verdrängen. Keiner will weichen. Zu wichtig ist beiden Bundesländern der Wirtschaftsfaktor Flughafen. Kooperation heißt da das Zauberwort. Verhandlungen darüber sind gewiss sinnvoll. Doch eine tragfähige Lösung zu finden, ist eine wahre Herkulesaufgabe. Wenn es aber gelingen kann, dann nur, wie der saarländische Staatssekretär meint, mit einem mutigen Neuanfang, einem pragmatischen Ansatz jenseits aller Parteien-Taktiererei und einem unternehmerisch ausgerichteten Konzept.

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