Flotter Plausch und sensibler Gedankenaustausch

Saarbrücken. Ideal ist es, wenn bei den "Blauen Plaudereien" - einem Teil des Rahmenprogramms zur Landeskunstausstellung - , die Fraktion der Nicht-Künstler mit Öffentlichkeit umgehen kann und die Künstler Kommunikation als Teil ihres Berufes begreifen

Saarbrücken. Ideal ist es, wenn bei den "Blauen Plaudereien" - einem Teil des Rahmenprogramms zur Landeskunstausstellung - , die Fraktion der Nicht-Künstler mit Öffentlichkeit umgehen kann und die Künstler Kommunikation als Teil ihres Berufes begreifen. Selbst wenn Manuel Andrack im Gespräch mit der Medienkünstlerin Leslie Huppert in der Stadtgalerie offensiv den Laien gibt, der er nicht ist, war es eine runde Sache. Andrack, neuerdings privat dem Saarland verbunden, ist als legendärer Showvize von Harald Schmidt von Berufswegen Medienprofi mit sicherem Gefühl für Pointen. "Soll ich alles enthüllen?", fragte Leslie Huppert vor ihrer Videoinstallation "Die meisten Unfälle passieren zuhause". "Deshalb führen wir das Gespräch, um das zu hören", frohlockte Manuel Andrack. Es folgte eine kurzweilige Interpretation der in Videos übersetzten Bildwelten in den Köpfen von elf Gästen, die sich in einer auf die Wand gemalten Küche versammelten. Hier war kein Raum, die tiefere Bedeutung der in den Videos vorkommenden Gewalt und Sexualität zu erörtern. Bewusst nicht, denn Andrack hielt souverän die Plauderei auf Kurs. Ein anderer Ton prägte das Gespräch zwischen Kultusministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und Natalie Espinosa anderntags im Künstlerhaus. Die Ministerin fragte einfühlsam und stets so genau, dass eine Antwort folgen musste, hörte aufmerksam zu, griff Stichworte auf, woraus sich ein spannendes Gespräch mit einer beredsamen, mitunter zur Floskel neigenden Künstlerin ergab. Etwa konnten Espinosas Antworten zu ihrer Installation "ICH" die Schwächen dieser Version der Konsumkritik und Markenfixierung nicht beseitigten. Hier gab es keine Kontroversen, dafür freundliche Fragen und sympathische Antworten übers Botschaften senden anstatt Berühmt-werden-wollen und ein bisschen Schwärmerei über Berlin, dem Wohnort der aus Saarbrücken stammenden Künstlerin.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort