Firmen blicken nach China

Peking. Trotz Marktbarrieren und mangelnder Rechtssicherheit setzen deutsche Unternehmen ihre Hoffnungen auf den Wachstumsmarkt China. Nach einer Umfrage der Deutschen Handelskammer (AHK) in China wollen 43 Prozent in diesem Jahr noch mehr investieren als im Vorjahr. "Das zeigt Vertrauen in die chinesische Wirtschaft", sagte Kammerpräsident Ulrich Walker gestern

Peking. Trotz Marktbarrieren und mangelnder Rechtssicherheit setzen deutsche Unternehmen ihre Hoffnungen auf den Wachstumsmarkt China. Nach einer Umfrage der Deutschen Handelskammer (AHK) in China wollen 43 Prozent in diesem Jahr noch mehr investieren als im Vorjahr. "Das zeigt Vertrauen in die chinesische Wirtschaft", sagte Kammerpräsident Ulrich Walker gestern. Die Hälfte rechnet mit einem jährlichen Wachstum in ihrem Marktsegment von mehr als zehn Prozent bis 2015. Die Kammer hatte 188 Unternehmen befragt.Neun von zehn Firmen sehen großes Potenzial in der zweitgrößten Volkswirtschaft, die in diesem Jahr trotz globaler Krise mit rund neun Prozent wächst. Es wird aber immer schwieriger, qualifiziertes Personal zu finden. Rund 90 Prozent der deutschen Unternehmen haben damit zu kämpfen. Ähnlich viele beklagen steigende Lohnkosten. 75 Prozent tun sich schwer, gutes Personal zu halten. "Diese Probleme kristallisieren sich immer stärker heraus", sagte die Geschäftsführerin der Handelskammer, Alexandra Voss.

Mehr als die Hälfte der Unternehmen beklagt bürokratische Hürden, rechtliche Unsicherheiten, Korruption und örtlichen Protektionismus. "Rechtsunsicherheit ist gerade für kleine und mittelständische Unternehmen ein Thema", sagte Walker. 51 Prozent kritisieren Vorzugsbehandlung chinesischer Firmen durch Behörden. Weitere zwölf Prozent beklagten sogar "Diskriminierung".

Gerade Unternehmen, die sich an öffentlichen Ausschreibungen beteiligen, haben es schwer. Zwar habe Chinas Regierung beteuert, dass in China registrierte ausländische Unternehmen wie chinesische behandelt werden sollten, "aber die Umsetzung vor Ort könnte in vielen Fällen besser sein", sagte Botschafter Michael Schaefer. Er kündigte an, dass die Europäische Union das Problem auf dem EU-China-Gipfel am 25. Oktober in Tianjin vorrangig auf den Tisch bringen werde.

Gleichzeitig verschärft sich der Wettbewerb mit chinesischen Unternehmen, obwohl 50 Prozent der Konkurrenten europäische Unternehmen blieben. Der Schutz der Urheberrechte, das Dauerproblem in China, wurde in der diesjährigen Umfrage seltener genannt, selbst wenn weiter jedes zweite Unternehmen - besonders wieder Mittelständler - Probleme damit hat. Unternehmen zögerten deswegen mit dem Technologietransfer nach China, sagte Kammerpräsident Walker.

Trotz all dieser Probleme zählt China für Dreiviertel der deutschen Unternehmen zu den drei wichtigsten Investitionsstandorten weltweit - für ein Viertel ist es sogar der wichtigste. Die Investitionen fänden sich meist auch in Umsatz und Profit wieder, meinte Walker. Gut ein Drittel habe in der ersten Jahreshälfte 2011 einen Anstieg des Umsatzes und Gewinnes um mehr als zehn Prozent erlebt. Weitere 17 Prozent steigerten ihren Profit sogar um mehr als 25 Prozent. 20 Prozent musste allerdings einen Rückgang hinnehmen.

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