Finden, binden, motivieren

Saarlouis · Angesichts des demografischen Wandels wird es für Betriebe immer wichtiger, sich auf familiäre Bedürfnisse der Mitarbeiter einzustellen. Opticland in Saarlouis zeigt, dass das auch in einem kleinen Betrieb geht.

 Chefin Leona Broszies (m.) springt ein, wenn Mitarbeiter wegen unvorhergesehener Probleme kurzfristig ausfallen. Foto: Ruppenthal

Chefin Leona Broszies (m.) springt ein, wenn Mitarbeiter wegen unvorhergesehener Probleme kurzfristig ausfallen. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Leona Broszies ist vor allem eines: flexibel. "Wenn bei meinen Mitarbeitern Kinder krank werden oder es andere Probleme gibt, springe ich ein", sagt sie. "Dann schicke ich die Kollegen auch schon mal nach Hause, damit sie sich kümmern können." Broszies ist Chefin des Optiker-Geschäfts Opticland in Saarlouis und mit ihrem Unternehmen gerade erst als familienfreundlicher Betrieb ausgezeichnet worden. "Ich arbeite einfach gerne mit Kollegen, denen es gut geht und die ich mag", sagt Broszies. Doch das ist nicht der einzige Grund: Familienfreundlichkeit ist für sie auch ein wirtschaftlicher Faktor: "Optik ist ein sehr personalisiertes Geschäft", sagt sie. Um so wichtiger sei es, die Mitarbeiter zu binden.

"Finden, binden, motivieren", das sind nach Aussage von Ute Knerr, Ansprechpartnerin bei der "Service-Stelle Arbeiten und Leben im Saarland", auch die wichtigsten Herausforderungen für Unternehmen, die nicht dem demografischen Wandel zum Opfer fallen wollen. "Wer sich um seine Mitarbeiter kümmert und ihnen ermöglicht, ihre familiären Anforderungen mit ihrem Beruf in Einklang zu bringen, hat einen echten Wettbewerbsvorteil", sagt sie. Gerade kleine Unternehmen könnten hier punkten. Wie eben die Optik-Land-Filiale. Sie ermöglicht werdenden Müttern nicht nur den flexiblen Ausstieg in die Elternzeit, sondern auch den ebenso flexiblen Wiedereinstieg. Für Broszies auch unternehmerisch sinnvoll: "Mütter sind extrem gut organisiert, flexibel, verantwortungsbewusst und geduldig", sagt sie. Im Kundenkontakt ein echtes Plus.

Die Service-Stelle Leben und Arbeiten im Saarland hat sich das Thema Familienfreundlichkeit auf die Fahnen geschrieben und berät dazu laut Knerr rund 600 Unternehmen im Saarland. Dabei geht es beileibe nicht nur um Elternzeiten oder Krankheitsvertretungen. Auch das Thema Pflege nehme an Bedeutung zu, sagt Knerr.

Letztlich gehe es darum, im Unternehmen ein Bewusstsein für Alltagsprobleme der Mitarbeiter zu entwickeln und Angebote zur Entlastung zu machen. Kleine Unternehmen hätten hier ebenso Möglichkeiten wie große Industriebetriebe. Die Möglichkeiten dafür sind vielfältig, wie es auch der Ratgeber "Familienfreundliche Personalpolitik" der Bundesagentur für Arbeit (BA) zeigt. Das Spektrum reicht von Kooperationen bei der Kinderbetreuung oder sogar einer eigenen Kindertagesstätte über flexible Anwesenheitszeiten, Heimarbeitsplätze, Wäsche- und Bügelservice bis hin zur Beratung pflegender Angehöriger. "Ganz wichtig ist allerdings, nicht aktionistisch irgendetwas anzubieten, sondern immer wieder bei den Mitarbeitern nachzufragen, wo der Schuh wirklich drückt", sagt Sabine Dillmann, Beauftragte für familienfreundliche Personalpolitik bei der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der BA.

Nur im Dialog mit den Mitarbeitern und über einen längeren Zeitraum könne sich das Thema entwickeln, sagt auch Knerr. "Das ist nichts, was man mit einem Rundumschlag lösen kann, sondern man muss den Bedarf dauerhaft beobachten und immer wieder neu justieren." Viele Angebote würden auch erst nach und nach angenommen - langfristig würden sie sich aber auszahlen, weil zufriedene Mitarbeiter eben auch treuere Mitarbeiter sind.

Und so zahlt sich das Engagement auch für Leona Broszies aus, die mittlerweile seit 30 Jahren die Filiale in Saarlouis leitet: Die Mitarbeiter hielten ihr bereits über viele Jahre die Treue, sagt sie.Die Arbeitslosigkeit im Saarland hat im Januar leicht zugenommen. Das teilte die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit (BA) gestern mit. Der Anstieg bei den Arbeitslosen um rund 2900 Personen oder acht Prozent auf rund 38 700 sei allerdings saisonbedingt, hieß es. Aufgrund der Witterungseinflüsse sei beispielsweise in der Baubranche oder in der Landwirtschaft die Nachfrage nach Arbeitskräften geringer. Die Arbeitslosenquote stieg von 7,0 Prozent im Dezember auf 7,6 Prozent im Januar.

Heidrun Schulz, Leiterin der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland, sieht ein positives Zeichen darin, dass die Arbeitslosenzahl auf dem gleichen Niveau liegt wie im Vorjahres-Januar. Dies könne eine Trendwende einläuten: "Im vergangenen Jahr lagen wir in der Arbeitslosigkeit stets über den jeweiligen Vorjahreswerten, wenn auch mit rückläufiger Tendenz", sagte sie.

Unter den Arbeitslosen waren 3600 Jugendliche und jüngere Arbeitnehmer zwischen 15 und 25 Jahren, rund 400 mehr als im Dezember, aber auch rund 400 weniger als im Januar 2013. Die Arbeitslosenquote in dieser Altersgruppe ist von 5,9 Prozent im vergangenen Dezember auf 6,6 Prozent im Januar gestiegen. Der wachsende Konjunkturoptimismus in deutschen Chefetagen hat bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) Hoffnungen auf einen Jobaufschwung geweckt. Erste Hinweise dafür lieferten die jüngsten Arbeitslosenzahlen. "Jenseits saisonaler Sondereffekte, wie sie im Januar üblich sind, entwickelt sich der Arbeitsmarkt positiv", sagte BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt.

Im Januar war die Arbeitslosigkeit erstmals seit einem Dreivierteljahr wieder über die Marke von drei Millionen gestiegen. Die Zahl der Jobsucher kletterte im Vergleich zum Dezember um 263 000 auf 3 136 000. Die Arbeitslosenquote legte im Vergleich zum Vormonat um 0,6 Punkte auf 7,3 Prozent zu. Damit fiel der Anstieg allerdings schwächer aus als in den vorangegangenen Jahren.

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