Finale des Jazzfestivals St. Wendel

St Wendel · Anfangs herrschte im Saalbau am Sonntag eine Stimmung wie auf der Wahlkampfparty der FDP. Ob einigen das Wahlergebnis tatsächlich die Tanzlaune verhagelt hatte und sich deswegen so wenige zur Rockabilly-Party einfanden? Nach dem morgendlichen Jazz für Kinder feierten die ansonsten sehr gut besuchten 23.

Internationalen Jazztage St. Wendel ihren traditionell leichten Ausklang, diesmal (wie schon 2011) mit dem Adriano BaTolba Orchestra. André Tolba, so der bürgerliche Name des Mitbegründers von "Dick Brave & the Backbeats", gilt als Deutschlands Vorzeige-Rockabilly-Gitarrist und wandelt auf den Spuren des großen Brian Setzer - sei es nun mit Bigband oder im Trio à la "Stray Cats". Im Saalbau waren beide Formations-Größen zu hören und gingen jeweils ab "wie Schmidts Katze": schnurrig klackernder Slap-Bass, Steh-Schlagzeug und scharfes Gebläse, heißer Rock'n'Roll und schnulzige Balladen - ruckzuck waren die im 50-er Jahre-Look gestylten Fans und Tänzer im leergeräumten Parkett auf Touren und am Schwofen.

Auf dem Repertoire stand Einschlägiges von Eddie Cochrane und Konsorten, aber auch eigene Nummern, weniger bekannte Titel aus den 40er Jahren, Instrumentalstücke wie "Harlem Nocturne" oder die Titelmelodie der amerikanischen TV-Serie "Die Straßen von San Francisco".

Stargast des Konzerts war die quirlige Sängerin Peggy Sugarhill, eine weibliche Charme-Offensive mit dem rotzigen Timbre von Wanda Jackson. BaTolba brillierte mit fettem Ton, inspiriert perlenden Läufen, grollenden Tremoli und trat den Beweis an, dass Rockabilly mehr mit Swing und Blue Notes zu tun hat als manche Jazz-Mucke.

Einziger Wermutstropfen: Wegen eines neuen Mannes am Mischpult hatte der Klang nicht die bei Jazz WND übliche hervorragende Qualität.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort