Finale des Dvorák-Experiments: Mit Big Band und Bauchbinde

Saarbrücken · "Was fehlt an der klassischen Musik?" Antwort: "Der Pop!" Klare Ansage. Doch Moderator Roland Kunz ließ sich von der Antwort eines Schülers des Deutsch-Französischen Gymnasiums Saarbrücken nicht beirren.

Denn, dass auch klassische Musik populär sein kann, bewies das bundesweite "Dvorák-Experiment", das am Freitag zu Ende ging. Auf dem Saarbrücker Halberg bestaunten 400 Schüler im Großen Sendesaal die Ergebnisse des gigantischen Musikprojekts. Per Video-Liveübertragung hörten sie Dvoráks 9. Sinfonie "Aus der neuen Welt". Darüber hinaus konnten sie sehen, was man alles mit einem klassischen Werk anstellen kann. Insgesamt hörten etwa 22 000 Schüler aus ganz Deutschland zu. Gesendet wurde aus Hamburg, wo das NDR-Sinfonieorchester unter der Leitung seines Chefdirigenten Thomas Hengelbrock spielte.

Mit dem Ziel, Kinder für klassische Musik zu begeistern, nahmen rund 340 Schulen am Experiment teil. Mit Unterstützung der jeweiligen ARD-Orchester sezierten die Schüler im Vorfeld Leben und Werk des Komponisten. Und wurden selbst kreativ. Entstanden sind originelle Hommagen an den Tschechen und seine 9. Sinfonie. Da wurde gerappt, gedichtet und getanzt, gefilmt, gebastelt und musiziert. "Aus der neuen Welt" kann man sogar auf Bierflaschen oder Panflöten blasen, man kann sie als Musik-Postkarten verarbeiten oder in der Dvorák-Lounge mit Big Band-Sound arrangieren. Der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt.

Was die Veranstaltung auf dem Halberg von üblichen Konzerten unterschied: Man durfte zwischen den einzelnen Sätzen klatschen, was sogar erwünscht war.

Da gab es auch Zeit, ein wenig mit Hengelbrock zu plaudern. Der verriet etwa, dass die Bauchbinde, die ein Dirigent unterm Frack trägt, aus der Reiterei kommt und den Bauch zurückhält. Laut Knigge ist ein Frack erst ab 18 Uhr als passende Robe erwünscht; Hengelbrock machte für das Experiment, das um elf Uhr begann, eine Ausnahme.

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