Filme, Frauen, Freiflüge

Berlin. Heute gilt F.C. Gundlach in erster Linie als einer der wichtigsten deutschen Fotografiesammler und als unermüdlicher Förderer des Mediums. Vielen jungen Fotografen hat er als Galerist und als Inhaber von PPS, einem Dienstleistungsunternehmen für Fotografen, zur Seite gestanden

Berlin. Heute gilt F.C. Gundlach in erster Linie als einer der wichtigsten deutschen Fotografiesammler und als unermüdlicher Förderer des Mediums. Vielen jungen Fotografen hat er als Galerist und als Inhaber von PPS, einem Dienstleistungsunternehmen für Fotografen, zur Seite gestanden. So förderte er zum Beispiel die Karriere amerikanischer Fotokünstler wie Nan Goldin oder Robert Mapplethorpe. Seit er 2003 zum Gründungsdirektor des Hauses der Photographie in den Hamburger Deichtorhallen berufen wurde, hat Gundlach mit Ausstellungen zur Verankerung des Mediums im Hamburger Museumsbetrieb beigetragen. Dass er selbst in den Jahrzehnten zuvor auch aktiv als Fotograf arbeitete, wusste man zwar, doch der Öffentlichkeit war von seinem Werk nicht allzu viel bekannt.

Mit der Ausstellung "F.C. Gundlach. Das fotografische Werk" im Martin-Gropius-Bau in Berlin, mit rund 350 Arbeiten aus der gesamten Schaffenszeit des heute 83-Jährigen, dürfte sich das gründlich ändern. Gleich vier Kuratoren, Sebastian Lux und Ulrich Rüter von der Stiftung F.C. Gundlach sowie die beiden externen Fotoexperten Klaus Honnef und Hans-Michael Koetzle, haben das Projekt in jahrelanger Kleinarbeit vorbereitet. Auch wenn natürlich die Modefotografie im Zentrum der Schau steht, so wollen deren Macher aber doch zeigen, dass Gundlach mehr ist als ein reiner Mode-Abbilder, der die neuesten Produkte der Textilindustrie effektiv in Szene setzt.

Gundlach hat sich schon als junger Mann mit der Kamera die Welt erobert. Seit 1950 reiste er regelmäßig nach Paris, damals kein leichtes Unterfangen. Der Krieg war gerade einmal fünf Jahre vorbei, und ein junger Deutscher, der zudem kein Französisch sprach, wurde in Paris nicht mit offenen Armen empfangen. Doch Gundlach biss sich durch, knüpfte Kontakte und genoss bald das Vertrauen der Franzosen. So konnte er 1951 den Filmstar Jean Marais für die deutsche Zeitschrift "Film und Frau" in einem Bildessay mit dem Titel "Jean Marais wohnt auf dem Wasser" porträtieren. Später durfte er Stars wie Simone Signoret, Fernandel, Jean Cocteau und Yves Montand bei Dreharbeiten fotografieren.

Das Marais-Porträt war der Schlüssel zu einer langjährigen Zusammenarbeit mit "Film und Frau". Gundlach war der jüngste Fotograf des braven Blattes und galt als der innovativste. Schnell sprach es sich herum, dass er ein besonderes Händchen für die Inszenierung der elegant gekleideten Frau der 1950er Jahre vor markanten Hintergründen hatte. Was in den kommenden Jahrzehnten folgte, waren Modeaufnahmen in Paris, Berlin, Hamburg, Brasilien oder vor den Pyramiden von Gizeh. Zu seinen wichtigsten Auftraggebern in dieser Zeit avancierte die moderne Frauenzeitschrift "Brigitte".

Die Arbeit im Studio reizte ihn weniger. Gundlachs Bühne und die seiner Models war die Welt: Schnelle Autos, Flughäfen, Luxusdampfer oder auch moderne Industrieanlagen standen gerade im aufkommenden Weltraumzeitalter für jene Art von kosmopolitischer Eleganz, die dem biederen Nachkriegsdeutschland so lange gefehlt hatte. F.C. Gundlach fuhr mit seinen Models nach Brasilia und inszenierte sie vor der visionären Architektur Oscar Niemeyers. Ein Glücksfall war die Zusammenarbeit mit der Lufthansa, die ihren Betrieb 1955 wieder aufgenommen hatte. Gundlach war für die visuelle Kommunikation des Unternehmens zuständig. Bezahlen ließ er sich auch mit Freiflügen: "Dadurch kam ich öfters nach New York", sagt er.

Die Berliner Ausstellung integriert Originalausgaben von Zeitschriften aus dem Sammlungsbestand F.C. Gundlachs. Hier kann man Bildstrecken wiederentdecken und die Vielzahl der Cover von "Film und Frau" und "Brigitte" vergleichen, für die Gundlach oft das Titelfoto geliefert hat. Gibt es so etwas wie den typischen F.C. Gundlach-Stil? Vielleicht schon: hohe formale Präzision und das Spiel mit grafischen Komponenten und harten Schwarz-Weiß-Kontrasten.

Bis 14. März. Martin-Gropius-Bau, Berlin. Mittwoch bis Montag, 10-20 Uhr.

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