Festgehaltene Strömungen

Saarbrücken. Künstlerische Vielfalt braucht Raum: Da bot sich das weitläufige Hallen-Areal am Saarbrücker Eurobahnhof als Ambiente eines ambitionierten Ausstellungsprojektes an, dessen Ausgangspunkt die Frage nach Strömungen und Möglichkeiten heutiger Kunst ist

Saarbrücken. Künstlerische Vielfalt braucht Raum: Da bot sich das weitläufige Hallen-Areal am Saarbrücker Eurobahnhof als Ambiente eines ambitionierten Ausstellungsprojektes an, dessen Ausgangspunkt die Frage nach Strömungen und Möglichkeiten heutiger Kunst ist. Verknüpft war dies mit der Idee, " je zur Hälfte die Arbeiten bereits etablierter Künstler und von Kunststudenten miteinander zu vereinen und verschiedene künstlerische Medien zusammenzubringen," so der Saarbrücker HBK-Student, Maler und Bildhauer Alexander Minor, der die Schau zusammen mit Johannes Lotz kuratiert hat.Die multinationale Begegnung der mittleren und jungen Generation mit Saarland-Bezug gibt den Blick auf eine lebendige Kunstszene der Gegenwart frei: Daniela Nadolleck, Kunststudentin aus Saarbrücken, etwa thematisiert in ihrer Video-Skulptur-Kombination die Gegenpole des Zerstörens und Reparierens eines Gegenstands als eine Art Kreislauf. In seiner Wandinstallation arbeitet Alexander Minor mit der Wirkung von Alltagsmaterialien und spontaner Formgebung: Segelartige Holzelemente mit glänzender Silberfolie bespannt, "klettern" raumgreifend in die Höhe und stehen in spannungsreichem Kontrast zum kahlen Mauerwerk. Dagegen beschäftigt sich Johannes Lotz mit der Vielschichtigkeit der Malerei, changiert zwischen Bewusstem und Unbewusstem im Malprozess und spielt mit den Assoziationen. Etwas unterschwellig Apokalyptisches signalisiert das Bild eines Flüchtenden im Kontext bunter Farbigkeit.

Der Homburger Maler und Bildhauer Stefan Rinck vermischt in seiner Frauen-Skulptur aus Sandstein klassisch-traditionelle Anlehnungen mit der Popkultur und aktuellen Bezügen. Abstrakte Strukturen, fensterartige Form-und Raumverschränkungen, werden bei Francis Berrar mit dem Sinngehalt von stichwortartiger Schrift versehen. Die Saarbrücker Bildhauerin Shila Khatami ordnet zwei bunte Holzplatten mit Lochstruktur so an, dass sich je nach Betrachterposition der Gesamteindruck ändert: Neue Konstellationen und "Durchblicke" tun sich auf. Gregor Hildebrandt arbeitet mit Materialien, die Kindheitserinnerungen wachrufen. In Trichterform gepresste Vinyl-Scheiben werden zu ineinandersteckbaren Elementen einer "Schallplattensäule" umfunktioniert. Die Saarbrücker Malerin Andrea Neumann besticht mit einer stark abstrahierten Szenerie aus dem Kontext der Fabrikarbeit. Ihre figürlichen Andeutungen sind durch sparsame Farbgebung und Schemenhaftigkeit charakterisiert. Ganz anders HBK-Student Philipp Neumann: Seine originelle "Baby-Badewannen"-Installation ist eine Skulptur , mit der etwas "passiert". Tritt man auf einen Fußschalter, so schäumt das Wasser-Seifengemisch in der Wanne hoch, um nach und nach wieder zusammenzufallen

In fünf bis zehn Jahren soll die Ausstellung mit allen Künstlern wiederholt werden, um eine Bilanz ihrer weiteren Entwicklung ziehen zu können. mz

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