Fensterbauer Marquardt macht dicht

Kleinblittersdorf · Nach 50 Jahren geht die Geschichte des Fensterbauers Marquardt zu Ende. Nach Jahren mit hohen Verlusten zieht die Geschäftsführung die Notbremse. Begründet wird die Schließung mit der drückenden Billigkonkurrenz aus dem Ausland.

 Das Marquardt Kunststoffwerk fuhr in den vergangenen Jahren Millionenverluste ein. Foto: Becker & Bredel

Das Marquardt Kunststoffwerk fuhr in den vergangenen Jahren Millionenverluste ein. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel

Der Fenster- und Türenhersteller Marquardt Kunststoffwerk aus Kleinblittersdorf-Hanweiler schließt zum Jahresende. Die Produktion soll bereits Ende August auslaufen, wie das Familienunternehmen gestern mitteilte. Rund 120 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz. Gestern hätten sie ihre Kündigungen bekommen, sagte Firmengründer Dieter Marquardt.

In den vergangenen drei Jahren habe das Unternehmen zusammen rund 4,8 Millionen Euro Verlust gemacht, hieß es. In diesem Jahr komme noch eine weitere Million hinzu, erwartet der 75-Jährige. Deshalb "haben wir die Notbremse gezogen". Die Geschäfte mit Baumärkten wie Bauhaus und Obi sowie Bauelemente-Händlern hätten massiv unter der Konkurrenz durch subventionierte Billigprodukte vornehmlich aus Polen und der Türkei gelitten. "Die Niedriglöhne von drei bis vier Euro pro Stunde in Polen sowie die Exportsubventionen von bis zu 20 Prozent erlauben diesen Wettbewerbern auf unseren Kernmärkten zu Preisen anzubieten, die unter unseren Herstellungskosten liegen", sagte der Sohn des Firmengründers, der Geschäftsführer Wolfgang Marquardt. Zuletzt habe das vor 50 Jahren gegründete Unternehmen die Produktion stark hochgefahren und versucht, mit mehr Umsatz das Ruder herumzureißen, sagte Dieter Marquardt. Der Umsatz stieg demnach von 13,3 Millionen im Jahr 2013 auf 21,4 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Doch "das hat alles nichts gebracht". Genauso wenig wie Maßnahmen, um die Kosten zu senken und die Produktivität zu steigern, sowie Versuche, höhere Preise durchzudrücken.

Die Schließung kann nur noch durch einen Verkauf des Unternehmens verhindert werden. "Seit zwei, drei Monaten, seit klar war, dass es so nicht weitergehen konnte, suchen wir nach einem Käufer", sagte der 75-Jährige. Man habe mit potenziellen Interessenten gesprochen. Doch "ich mache mir nicht allzu viel Hoffnung", sagte Dieter Marquardt.

Der Branchenverband Fenster + Fassade bestätigt, dass gerade Unternehmen, die Großkunden beliefern, unter Preisdruck durch ausländische Hersteller stehen. Die polnische Konkurrenz profitiere durch niedrige Löhne, billige Energie und staatliche Hilfen, sagte Verbandsgeschäftsführer Ulrich Tschorn. Er rät Produzenten, die Nähe zu den Verbrauchern zu suchen und auf Qualität zu setzen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort