Fastnacht Für jeden Kopf die richtige Mütze

Niedersalbach · Die Firma H. u M. Schwarz aus Niedersalbach fertigt seit über 30 Jahren Narrenkappen und restauriert Fahnen.

  Geschäftsführerin Margarethe Schwarz, Schneiderin Erika Adams und Stickerin Ottilie Cesar (v. l.) zeigen einige ihrer Lieblingsstücke, .

Geschäftsführerin Margarethe Schwarz, Schneiderin Erika Adams und Stickerin Ottilie Cesar (v. l.) zeigen einige ihrer Lieblingsstücke, .

Foto: BeckerBredel

Schon seit dem Mittelalter verkleiden sich die Menschen zu verschiedenen Anlässen, so zum Beispiel auch zur Fünften Jahreszeit. Margarethe Schwarz betreibt seit 31 Jahren die Stickerei und Fahnenfabrik H. u M. Schwarz GmbH. Die 66-jährige Schneiderin stellt gemeinsam mit drei Mitarbeiterinnen unter anderem Karnevalsmützen her. „Seit Jahrhunderten gibt es Karnevalsmützen. Mit diesen zeigte man den einzelnen Stand oder die Zugehörigkeit. Ich finde das ist heutzutage wie mit den Autos, früher schaute man auf die Kopfbedeckung der Menschen und heute auf die Marke ihrer Fahrzeuge. Was früher die Mützen waren sind heute die Autos“, sagt Schwarz.

Es gibt verschiedene Arten von Karnevalsmützen, egal ob Ausgehmützen, Elferratsmützen, Präsidentenmützen oder Senatorenmützen, jede Mütze wird individuell gestaltet. Dabei ist die Form sehr entscheidend. Die Prinzenmützen sind die obersten der Hierarchie, sie sind sehr hoch und aufwendig mit vielen Steinen, Stickereien und Mustern oder Fächerungen gestaltet. Darauf folgen die Präsidenten- und Elferratsmützen, die nicht ganz so detailreich gestaltet werden. Das „Fußvolk“ trägt die niedrigsten und damit schlíchtesten Mützen. „Wir zählen circa 300 Karnevalsvereine zu unseren Kunden, die natürlich aus dem Saarland, aber auch aus Luxemburg, Hessen oder Rheinland-Pfalz kommen. Auch unsere ehemalige Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer ließ eine Senatorenmütze bei uns anfertigen. Diese trug sie 2015 als Ehrensenatorin bei den Rossellanos Großrosseln“.

In der Stickerei wird auf jeden speziellen Wunsch eingegangen. „Die Kunden rufen für gewöhnlich an oder kommen direkt vorbei. Dann besprechen wir erstmal die Wünsche, normal haben die Kunden eine ältere Mütze dabei oder ein Foto auf ihrem Handy wie es vom Stil werden soll. Dann notieren wir  alle Fakten und malen grob auf, bevor die Kopfbedeckung dann richtig gezeichnet wird. Wenn alles erstellt ist, schauen die Kunden noch einmal drüber, bevor wir in die Produktion gehen. Dort werden als Erstes die verschiedenen Stoffe bestickt, bevor dann Glitzersteine aufgeklebt, Pailletten angenäht oder die Mützen zusammengenäht und gefüttert werden. Jede Mütze ist so stark unterfüttert, dass sie nicht zusammenfallen kann, sondern immer in der richtigen Form bleibt“, erzählt die angestellte Schneiderin Erika Adams.

Mittlerweile lassen sich auch viele Damen Mützen anfertigen. Diese Schiffchen sind im Gegensatz zu den Männermützen etwas kleiner, aber trotzdem der Kopfform angepasst. Meistens sind das vom Stil Herrenmützen, die allerdings nicht den ganzen Kopf umschließen, sondern etwas kleiner und somit zierlicher sind. „Wir können jeden Farbwunsch erfüllen und sind für jede Idee offen“, sagt die 64-jährige Stickerin Ottilie Cesar, die seit 1970 im Betrieb tätig ist. Die traditionellen Karnevalsmützen kosten zwischen 100 und 350 Euro.

Der Trend veränderte sich in den letzten Jahrzehnten kaum. „Insgesamt versorgen wir etwa 2500 Kunden, darunter auch Restaurants, Hotels oder Privatpersonen. Vor allem das Restaurieren von älteren Fahnen gehört zusätzlich zu den Aufgaben der Stickerei. Ob Grubenfahnen, Fahnen von Militär oder Bundeswehr, Karnevalsfahnen oder Traditionsfahnen der Feuerwehr, wir versuchen jeden Kunden glücklich zu machen“, sagt Margarethe Schwarz.

Die Firma Stickerei und Fahnenfabrik H. u M. Schwarz GmbH wurde vor 1968 von Helga und Martin Schwarz in Niedersalbach gegründet und wenn alle Mitarbeiterinnen gesund bleiben, wird es die Firma auch noch ein paar Jahre geben. Was danach mit der Stickerei passiert, ist noch offen. „Das Internet macht viel kaputt, die Leute wollen nicht mehr viel für die Ware bezahlen und kaufen immer mehr online. Einen Nachfolger für die Firma gibt es bisher nicht“, sagt Schwarz.

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