In Ottweiler regieren die Narren Peace in der Residenzstadt an der Blies

Ottweiler/San Francisco · Die Blumenkinder vom Ottweiler Rathaus haben gegen die fröhlichen Fastnachter keine Chance.

 Kaum wiederzuerkennen waren Bürgermeister Holger Schäfer und seine Rathauscrew am Donnerstagnachmittag. Doch ihre Bitte nach „Peace“ wurde nicht erfüllt, die Ottweiler Narren entmachteten die Flower-Power-Truppe und eroberten den Rathausschlüssel.

Kaum wiederzuerkennen waren Bürgermeister Holger Schäfer und seine Rathauscrew am Donnerstagnachmittag. Doch ihre Bitte nach „Peace“ wurde nicht erfüllt, die Ottweiler Narren entmachteten die Flower-Power-Truppe und eroberten den Rathausschlüssel.

Foto: Andreas Engel

Nanu, wer ist denn der Hippie mit den schwarzen Locken, der so inbrünstig „If you’re going to San Francisco“ singt? Ist das etwa? Nein, Ottweilers Bürgermeister Holger Schäfer kann der cool aussehende Flower-Power-Man mit der Riesen-Haschtüte nicht sein. Oder doch? Er verteidigt das Rathaus auf jeden Fall am Fetten Donnerstag, als wär’s seins.

Eine halbe Stunde leistet die kunterbunte Rathauscrew im Zeichen von „Peace and love“, also Frieden und Liebe, heftigen Widerstand gegen die große Narrenschar, die unter einem kalifornisch blauen Himmel das Spektakel singend und schunkelnd genießt. Gut gestärkt mit Faasekilchescha vom Hoflieferanten der Reichsgräfin von Ottweiler oder mit einem perlenden Tropfen wie die Waschfrauen von der katholischen Frauengemeinschaft. Fast ein Vierteljahrhundert halten sie schon an Fastnacht den Verantwortlichen in der Stadt den Spiegel vor, singen auch an diesem Fastnachtssamstag „das Lied der Waschfrauen“.

Jetzt aber, beim Rathaussturm, lassen sie anderen den Vortritt. Der roten Bürgergarde etwa, deren Kinderprinzenpaar, Prinzessin Nele und Prinz Noah, dem Hippie-Holger kräftig Kontra gibt. Der solle bis Aschermittwoch am beschde im Bett bleiben. „Aus Deinem Büro gebbds e McDonalds mit na Rutschbahn drin“, freut sich Noah. Und auch das Prinzenpaar der „So war noch nix“ Ottweiler hat sich mit flotten Sprüchen munitioniert. „Lieber Holger, Herr Hippiemeister, ihr werre imma dreister“, übt Prinz Dominik Kritik. Prinzessin Bianca missbilligt offenbar, was auf der Rathaustreppe „geraucht“ wird. „Relaxed ist Eure Leidenschaft.“

Einen letzten Versuch startet die Flower-Power-Truppe, singt „S’is Faasenacht, s’is Faasenacht, die Kichelscha werre geback“ und demonstriert beim Schunkeln, wie anschmiegsam und liebesbedürftig so eine Verwaltung sein kann. Doch alles Flehen hilft nichts. „Peace, Ihr Narre, Peace in der Residenzstadt an der Blies“, ruft Hippie-Holger den Narren entgegen. Die zeigen kein Erbarmen. Widerstand scheint zwecklos, Flower-Power hat seine Macht verloren. Die Weiße Flagge wird in der ersten Etage des Hippie-Reichs gehisst. Der Holger überreicht, total überwältigt, den großen Rathausschlüssel an das „große“ Prinzenpaar Bianca und Dominik, und den kleinen Schlüssel an Prinzessin Nele und Prinz Noah.

Den Fastnachtern dämmert es zwar, dass es im Rathaus nicht ganz so lustig zugeht, wie es heute schien, aber alle singen sich das Regieren schön unter der Regie des Fanfanrenzugs Ottweiler. „Es gibt kein Bier auf Hawaii, es gibt kein Bier“, hallt es durch die mittelalterlichen Straßen. Du armes Amerika . . .

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