Fast alle Saar-Betriebe zahlen WeihnachtsgeldManche deutsche Betriebe zahlen nicht voll aus

Saarbrücken. Die meisten Unternehmer im Saarland denken generell nicht an Einschränkungen oder die Abschaffung des Weihnachtsgeldes. Darauf verweist Joachim Malter, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung Saarländischer Unternehmensverbände (VSU). Die Zahlung von Weihnachtsgeld beziehungsweise einer betrieblichen Sonderzahlung sei historisch gewachsen

Saarbrücken. Die meisten Unternehmer im Saarland denken generell nicht an Einschränkungen oder die Abschaffung des Weihnachtsgeldes. Darauf verweist Joachim Malter, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung Saarländischer Unternehmensverbände (VSU). Die Zahlung von Weihnachtsgeld beziehungsweise einer betrieblichen Sonderzahlung sei historisch gewachsen. "In 99 Prozent aller Fälle ist das in Tarifverträgen vereinbart. Verträge sind einzuhalten", so Malter. Als Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie Saar sieht er jedoch einen Sonderfall in solchen Betrieben, die länger auf Kurzarbeit gesetzt haben, als sie es ohne Existenzgefahr aushalten. In Ausnahmefällen, in denen versucht werde, durch längere Kurzarbeit die Krise zu überleben und Beschäftigung zu sichern, könne man auch über einen Beitrag der Belegschaft reden, etwa einen teilweisen Verzicht auf Weihnachtsgeld. In diesen Fällen hätten Arbeitgeber und Gewerkschaften schon verhandelt.Auch Volker Giersch, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Saar, betont: "Grundsätzlich muss gelten: Wenn in Tarifverträgen Weihnachtsgeld vorgesehen ist, sollte es auch gezahlt werden. Bei Firmen, die in finanzielle Not geraten sind, müssen allerdings flexible Lösungen möglich sein. Dafür lässt das Tarifvertragsrecht ja auch ausreichend Spielraum." Aus den meisten Branchen kommen positive Rückmeldungen. "Die Dillinger Hütte zahlt, wie in den Vorjahren, Weihnachtsgeld nach den tariflichen Vereinbarungen", so Pressesprecherin Ute Engel. Das Gleiche gilt für die Bauwirtschaft, so Bau-Arbeitgeber-Präsident Hans-Ludwig Bernardi. Michelin-Konzern-Pressesprecher Thomas Hermann betont: "Wir bezahlen 2009 in voller Höhe." Die gleiche Aussage trifft René Ziegler, Pressesprecher bei Bosch in Homburg.

Auf ein tarifliches Monatsgehalt können sich die 650 Beschäftigten der Energie-Versorger VSE und Energis freuen, berichtet VSE-Vorstandschef Leo Petry. Auch die meisten Einzelhändler zahlen tariflich Weihnachtsgeld, unterstreicht Christoph Kleer, Hauptgeschäftsführer des Landesverbandes Einzelhandel und Dienstleistung. Weihnachtsgeld bei Ford bekommt, wer mindestens drei Jahre im Unternehmen ist, erläutert der Saarlouiser Betriebsratschef Gilbert Hess. Das beginne bei 25 Prozent und gehe bis zu 55 Prozent des Brutto-Lohns.

Eingeschränkt ist das Weihnachtsgeld aller Bergleute der RAG, so Dietmar Geuskens von der IG BCE Saar. "Für alle tariflich Beschäftigten gibt es 2000 Euro Weihnachtsgeld, im außertariflichen Bereich wird kein Weihnachtsgeld gezahlt", so Karlheinz Pohmer, Pressesprecher der RAG Deutsche Steinkohle an der Saar.

"Die 150 Beschäftigten des Flughafens Ensheim bekommen ein dreizehntes Monatsgehalt", berichtet Flughafen-Geschäftsführer Friedhelm Schwan. Weihnachtsgeld nach Tarif gibt es für die Saarbahn- und Busfahrer der Saarbahn GmbH, sagt Sprecherin Christa Horn. Die 320 Mitarbeiter der Saar-Pfalz-Bus GmbH bekommen ein 13. Monatsgehalt. Zusammengesetzt aus 75 Prozent Weihnachtsgeld, 25 Prozent Urlaubsgeld, so Geschäftsführer Dieter Grünewald. Düsseldorf/Münster. Banker bekommen zum Fest ein volles Monatsgehalt, Putzfrauen kriegen gar nichts: Beim Weihnachtsgeld gibt es in Deutschland ein starkes Gefälle. Viele Arbeitnehmer können sich aber wegen Tariferhöhungen über mehr Extrageld zum Jahresende freuen. In tarifgebundenen Betrieben liege der Zuwachs dann je nach Branche und Region zwischen 1,5 Prozent und 7,3 Prozent, das entspricht bei mittleren Einkommen 16 Euro bis 117 Euro. Das teilte das WSI- Tarifarchiv der Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf mit. Zu früh freuen dürfen sich Beschäftigte mit Zuwächsen aber nicht: Wegen der Krise werde der Bonus nicht in allen Betrieben voll ausgezahlt, hieß es. In vielen Tarifverträgen gebe es Klauseln, die in Krisenzeiten Abstriche bei Sonderzahlungen erlauben. In jedem zehnten Betrieb wurden laut einer Umfrage unter Betriebsräten seit Mitte 2008 Abstriche bei Sonderzahlungen und Zulagen vorgenommen, so das Tarifarchiv. Spitzenreiter bei der Bemessungsgrundlage des Weihnachtsgeldes sind Beschäftigte im Bankgewerbe und in der Süßwarenindustrie, denen ein Monatsgehalt zusteht. dpa

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