Farbige Erotik auf Leinen und Beton

Homburg. In den 80ern bemalte Kiddy Citny mit anderen Künstlern ein hundert Meter langes Teilstück der Berliner Mauer. Der gebürtige Stuttgarter wollte aus dem grauen Band um Berlin ein farbenfrohes Fries machen und die Stadt mit Kunst umschließen. Seine herzförmigen Köpfe zwischen zwei gekrönten Häuptern wurden zum Symbol der Hoffnung für die Überwindung der Teilung

 Kiddy Citny bereitet sich auf die Homburger Schau vor. Foto: Maurer

Kiddy Citny bereitet sich auf die Homburger Schau vor. Foto: Maurer

Homburg. In den 80ern bemalte Kiddy Citny mit anderen Künstlern ein hundert Meter langes Teilstück der Berliner Mauer. Der gebürtige Stuttgarter wollte aus dem grauen Band um Berlin ein farbenfrohes Fries machen und die Stadt mit Kunst umschließen. Seine herzförmigen Köpfe zwischen zwei gekrönten Häuptern wurden zum Symbol der Hoffnung für die Überwindung der Teilung. Warme Farben in Zeiten des Kalten Krieges. Über Fotos und Postkarten fanden die Werke ihren Weg in die Welt. Nach dem Fall der Mauer wurden 45 Mauersegmente als "kulturell wertvoll" deklariert und versteigert. Heute stehen Citnys Werke auf dem Leipziger Platz in Berlin, vor der Uno und im MoMA in New York.

Die figurativen, quietschbunten Arbeiten der 1980er Jahre wirken auf den ersten Blick eher gefällig, offenbaren nach genauerem Studium aber eine Bildwelt voller Symbole und Andeutungen. Inzwischen sind Kiddy Citnys Arbeiten reifer geworden, seine Bildwelt vielschichtiger, auch wenn sich die Themen wiederholen. Die figurativen Bilder sind einer abstrakteren Formensprache gewichen. Der Farbigkeit ist er treu geblieben, auch wenn er für ein Filmprojekt einige Monate in Schwarzweiß schwelgte.

Noch immer ist sein Leitmotiv der Ausdruck von Lebensfreude. Doch nun sind es vor allem Sexualität und Erotik, in der sich seine Energie ausdrückt. Citnys Lust am Bild lässt ihn mit dem Material wilde Spiele treiben. Die Farbe ist oft krustig in Schichten aufgetragen, mal getröpfelt, dann gespritzt, mal mit dem Pinsel dünn wie eine Lasur gestrichen. Dann wieder hat er die Farben dünn gegossen, so dass sie ineinander verlaufen. Mal ist die Farbe behutsam aufgetragen, dann in wilden Gesten auf die Leinwand geschmiert. Nicht mehr die begrenzten Farbflächen früherer Jahre sind bildbestimmend, sondern oftmals auch Linien.

Nachdem Citny seit den Bildern auf der Berliner Mauer nicht mehr auf Beton gearbeitet hatte, konnte ihn der Leiter der Galerie Beck in Homburg-Schwarzenacker, Christopher Naumann, überreden, auf sein bevorzugtes Material aus den 1980ern zurückzukehren. Exklusiv für die Schau hat er einige kleinere und größere Betonstelen bemalt. Leider erreichen die kleinen Werke nicht ganz die Kraft der großen Leinwände, ein fröhlicher Tupfer in dunkler Winterzeit sind sie aber dennoch. gue

 Kiddy Citny bereitet sich auf die Homburger Schau vor. Foto: Maurer

Kiddy Citny bereitet sich auf die Homburger Schau vor. Foto: Maurer

Bis 22. März in der Galerie Beck, Homburg-Schwarzenacker, zeitgleich im Haus der Unternehmensverbände in Saarbrücken.

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