Bombenentschärfung Familien-Picknick während Evakuierung

Ballern · Malteser versorgen rund 200 Anwohner, die aus Sicherheitsgründen ihr Heim verlassen mussten.

 Bürgermeister Marcus Hofffeld und Johannes Schneider von der PI Merzig unterhalten sich s mit den Anwohnern im Bürgerhaus.

Bürgermeister Marcus Hofffeld und Johannes Schneider von der PI Merzig unterhalten sich s mit den Anwohnern im Bürgerhaus.

Foto: Ruppenthal

Helmut Schumacher nimmt es gelassen. Den Fundort der Bombe im Blick, schaut der Rentner erst einmal nach seinen Rosen, bevor er sich auf den Weg ins Bürgerhaus macht. „Ich habe einen ganzen Morgen Land, da muss ich schon schauen, wie ich rundkomme“, verweist der passionierte Hobbygärtner stolz auf sein Anwesen. Während Sprengmeister Werner Fuchs und sein Kollege Michael Kuhn letzte Details mit Polizei und Einsatzkräften klären, sucht Schumacher das Bürgerhaus auf, in dem die Malteser ein herzhaftes Frühstück für die Evakuierten vorbereitet haben. Rund 200 Anwohner aus sechs Wohngebäuden im Umkreis von 300 Metern vom Bombenfund müssen während der Entschärfung der 250 Kilo schweren Bombe ihre Häuser verlassen.

Tische schieben, Stühle aufstellen: Für Malteser-Chef Jürgen Schwan, Michael Klein und Tochter Anne, Kevin Fehr und Jürgen Egger beginnt der Tag weit vor sieben Uhr.

Vom Saal geht’s in die Küche. Während weitere Helfer saure Gurken, Äpfel, Bananen und weiteren Proviant abladen, stehen die Kleins und ihre Kollegen vor der Arbeitsplatte: Brötchen schneiden im Akkord. Über 200 gilt es zu belegen: mit Salami, Lyoner 1, Käse. Auch die Deko fehlt nicht – Eierscheiben  zieren die Käsebrötchen, Gurkenscheiben die mit Wurst. Paletten mit Rahmkuchen mit Aprikosen und Kirschkuchen werden in den Saal transportiert,  dazu süße Riegel für die Kinder. Kalte Getränke, Tee – und riesige Wärmhaltekannen mit Kaffee, dazu Milch und Zucker. Während es für die Einsatzkräfte Markus Paul und Patrick Zender in die Vollen geht, stärken beide Malteser sich erst einmal. „Die Merziger und Leute vom Kreis sind dabei“,  verraten sie noch, bevor sie zum Einsatz abberufen werden.

Weit vor neun haben Feuerwehr und Malteser in Mannschaftswagen die Betroffenen ins Bürgerhaus gebracht. Doch nicht alle lassen sich chauffieren. Eine vierköpfige Familie macht aus der Evakuierung eine Radtour, eine Frau macht sich zu Fuß auf den Weg. Alle Rolläden an den Häusern sind herunter gelassen – ganz wie es die Sicherheitsvorschriften der Stadt vorsehen. Doch die Besitzer des Hauses gegenüber dem Donatusplatz, dort wo die Bombe am Donnerstag gefunden worden war, haben Vertrauen in die Arbeit von Sprengmeister Werner Fuchs und dessen Kollegen Michael Kuhn. Der Beweis: Die Gartenmöbel bleiben auf der Terrain stehen.  

 Das MHD kümmerte sich um Rollstuhlfahrer.

Das MHD kümmerte sich um Rollstuhlfahrer.

Foto: Ruppenthal

Längst hat sich Helmut Schumacher von seiner Gartenarbeit losgeeist. Bei einer Tasse Kaffee und einem belegten Brötchen plaudert er über seine Passion. „Drei Tage lang bin ich beschäftigt, wenn ich meinen Rasen schneiden muss.“ Den Rosen gelte seine erste Arbeit am Morgen, bevor er sich mit der Zeitung das Frühstück gönne. Schnell kommen die Leute ins Gespräch. Thema: natürlich die Entschärfung der Fliegerbombe. Geduldig wartet auch Susu mit Herrchen und Frauchen auf die Entwarnung. Mal lugt der schneeweiße Bichon Frisé aus seinem Trage-Körbchen in die Welt, mal bettelt der süße Vierbeiner um Streicheleinheiten von der Hundehalter-Familie Johannes. Handy kontrollieren, kicken auf dem Fußballplatz, und, und, und: Langeweile kommt keine auf. Derweil haben Juliane und Ida die Rutschbahn für sich entdeckt, tollen zwischendurch mit dem 15 Monate Leo auf der großen Wiese am Bürgerhaus – stets unter den wachen Augen ihrer Eltern. Die haben es sich auf einer Decke unter dem Baum bequem gemacht – mit einem leckeren Frühstück. „Da das Wetter schön ist, haben wir uns zu einem Picknick entschlossen“, verraten die Familien Disteldorf und Maringer. Die beiden süßen Mädels und der knuffige Blondschopf haben ihren Spaß. Einschreiten müssen ihre eltern nur, als die beiden jungen Damen ihrer Begeisterung  zu laut Ausdruck verleihen. „Psst, es ist noch früh. Wir wollen die Nachbarschaft doch nicht wecken.“

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