EZB signalisiert Leitzins-Erhöhung im Juli

Frankfurt. Trotz hoher Preissteigerungsraten wartet die Europäische Zentralbank (EZB) noch damit, die Zinsschraube anzuziehen. Der EZB-Rat ließ gestern den wichtigsten Leitzins für die Euro-Zone unverändert bei 1,25 Prozent. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet stimmte aber auf eine mögliche Leitzins-Erhöhung im Juli ein

Frankfurt. Trotz hoher Preissteigerungsraten wartet die Europäische Zentralbank (EZB) noch damit, die Zinsschraube anzuziehen. Der EZB-Rat ließ gestern den wichtigsten Leitzins für die Euro-Zone unverändert bei 1,25 Prozent. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet stimmte aber auf eine mögliche Leitzins-Erhöhung im Juli ein. Mit Blick auf die hohe Inflation sei "höchste Wachsamkeit" geboten, sagte er. Diese Formulierung gilt als Signal für eine Anhebung des Leitzinses im folgenden Monat, üblicherweise um einen Viertelprozentpunkt. Experten gehen davon aus, dass die EZB den Leitzins in den kommenden Monaten weiter erhöht. Bis Jahresende könne er bei 1,75 bis zwei Prozent liegen. Zuletzt hatten die Währungshüter den Zinssatz im April angehoben.Im Mai lag die Inflation im Euro-Raum bei 2,7 Prozent. Für das laufende Jahr korrigierte die EZB ihre Inflationsprognose nach oben auf 2,6 Prozent. Im März war noch von 2,3 Prozent die Rede. Nach EZB-Definition sind die Preise stabil, wenn die Teuerung "unter, aber nahe bei zwei Prozent" bleibt. dapd/afp

Meinung

Trichets

Dilemma

Von SZ-RedakteurVolker Meyer zu Tittingdorf

Jean-Claude Trichet steckt in einem Dilemma. Angesichts der weit über die Zwei-Prozent-Marke gekletterten Teuerungsrate müsste der Präsident der Europäischen Zentralbank eigentlich schnell die Zinsschraube anziehen. Sonst droht in wirtschaftlich starken Ländern ein Teufelskreis aus immer höheren Preisen und steigenden Löhnen. Doch zugleich schreckt Trichet vor zügigen Zinsschritten zurück. Er will nicht riskieren, dass dadurch die eh darbende Wirtschaft in den überschuldeten Ländern wie Griechenland und Portugal abgewürgt wird. Trichet schlägt sich auf keine Seite, er wählt einen Mittelweg - in der Hoffnung, so am wenigsten Schaden anzurichten. Nicht immer ist aber ein Mittelweg goldrichtig.

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