Expressive Vielstimmigkeit, kristallklarer Klavierklang

Saarbrücken · „Es werde Licht!“ – Vom C-Dur-Jubel in Haydns „Schöpfung“ über Skrjabins Farbenklavier bis zu B.A.

Zimmermanns "Photoptosis" reichen die Versuche der Musiker, Optisches in Musik umzusetzen. Einen Schritt weiter geht Benet Casablancas mit "Darkness Visible", einem Nocturne für Orchester , das am Sonntag seine deutsche Erstaufführung in der Saarbrücker Congresshalle erlebte. Das Paradoxon des Titels nahm Casablancas aus Miltons "Paradise lost" - "sichtbare Dunkelheit, die nur Schmerzen, Sorge, trübe Schatten enthüllt ...", glaubhaft in Klang verwandelt durch den Kontrast tiefer Instrumente mit gleißenden Diskantfarben.

Aus diesem Material entwickelte er eine expressive Vielstimmigkeit, zwischen Leidenschaft und Schattenhaftem pendelnd, aus der die Hörer mit einem lakonischen Nicht-Schluss entlassen wurden. Grelle Farben und schroffe Lichtwechsel bot dagegen Bartóks orgiastische Suite für Orchester aus seiner Pantomime "Der wunderbare Mandarin". Die Deutsche Radio Philharmonie und ihr Dirigent Josep Pons setzten die Szenen der grotesk-obszönen Handlung in plastische Klanggesten um, an denen Klarinette, Englisch Horn und das Blech besonderen Anteil hatten.

Dann ein Naturereignis, ein Vulkanausbruch: Arcadi Volodos spielte das 2. Klavierkonzert von Brahms. Mit der bei ihm gewohnten pianistischen und musikalischen Kraft und Brillanz betonte er manche der für Brahms typischen Widerborstigkeiten, was längst bekannt Geglaubtes neu erscheinen ließ. Er entwickelte auch einen warmen, kristallklaren Klavierklang und kostete jede Nuance sensibel aus, was gerade im 3. Satz zu Szenen traumhafter Entrückung führte. Dirigent und Orchester griffen diese Stimmungswechsel so überzeugend auf, dass sich ein dramatischer Dialog entwickelte. Sonderbeifall für Horn und Solocello, Jubel für Volodos, Vivaldi als Zugabe.

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