Exporte in China brechen überraschend ein

Peking · Dem Drachen geht das Feuer aus. Ein abrupter Rückgang der Ausfuhren Chinas lässt für die nächste Zeit ein schwächeres Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt erwarten.

Chinas Exporte sind überraschend eingebrochen. Die Ausfuhren gingen im Juni um 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück, die Importe nahmen um 0,7 Prozent ab, wie die Zollverwaltung in Peking berichtete. Es war der erste Rückgang der Ausfuhren seit 17 Monaten. Die unerwartet deutliche Schwäche im Außenhandel ist ein weiteres Zeichen, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft der Erde an Dampf verliert.

Zollsprecher Zheng Yuesheng führte den Rückgang des Außenhandels im zweiten Quartal auf schwache globale Nachfrage, schlechtere Wettbewerbsfähigkeit durch den stärkeren Wechselkurs und höhere Arbeitskosten sowie Handelsspannungen zurück. Experten hatten im Juni eigentlich einen Exportzuwachs von drei bis vier Prozent erwartet. Mit dem Minus von 3,1 Prozent auf 174 Milliarden Dollar (135 Milliarden Euro) lagen die Exporte im Juni weit unter dem Plus von 10,4 Prozent für die erste Jahreshälfte. Ähnlich war der Importrückgang von 0,7 Prozent auf 147 Milliarden Dollar deutlich entfernt von dem Zuwachs von 6,7 Prozent für die ersten sechs Monate. In der ersten Jahreshälfte ist der gesamte chinesische Außenhandel nur noch um 8,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gewachsen. Die Exporte nach Europa fielen um 8,3 Prozent, während es mit den USA ein Minus von 5,4 Prozent gab.

Chinas Außenhandelsstatistik ist allerdings verzerrt, weil der Zoll seit Mai verstärkt gegen gefälschte Ausfuhrangaben vorgegangen ist, mit denen illegal "heißes Geld" ins Land geholt wird. Dabei werden höhere Preise für Ausfuhren in Rechnung gestellt als sonst für die Waren angemessen wären. Auf diese Weise werden die strengen Regeln für Kapitalzuflüsse umgangen. So strömt Geld für Investitionen nach China, das die Handelsstatistik künstlich aufbläht. Die jüngsten Zahlen dürften somit ein realistischeres Bild geben. Das langsamere Wachstum scheint für Regierungschef Li Keqiang allerdings noch akzeptabel. Die Wirtschaft entwickele sich "insgesamt stabil", sagte er.

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