Experte: Google revolutioniert Auto-Welt

Zweibrücken · Neue Trends wie das autonome Fahren führen auch in der Zulieferindustrie zu massiven Veränderungen. Paul Schockmel, Chef der europäischen Vereinigung der Automobilzulieferer, rechnet mit gewaltigem Investitionsbedarf.

Die europäische Autoindustrie mit ihren Zulieferern steht vor einer der größten Herausforderungen in ihrer Geschichte. Davon ist der Chef der europäischen Vereinigung der Automobilzulieferer (CLEPA), Paul Schockmel, überzeugt. Diese vertritt 3000 Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen innerhalb der Lieferkette der Autoindustrie anbieten. So würden die Möglichkeiten des autonomen Fahrens massiv vom Weltkonzern Google ausgetestet, der mit seinen digital vernetzten Systemen im Fahrzeug, von Apps bis zum Herunterladen von Musik und Filmen, die Vorherrschaft im Auto übernehmen wolle.

Es finde eine Revolution in der Autoindustrie statt. Zulieferer müssten mit eigenen Entwicklungen für Autos und hohen Investitionen in neue Technologien reagieren. "Der Kapitalbedarf ist enorm", sagte Schockmel auf dem Neujahrsempfang des Vereins Autoregion in Zweibrücken , einem Netzwerk von Zulieferern aus der Großregion Saarland, Rheinland-Pfalz, Frankreich und Luxemburg. Da viele kleine und mittlere Zulieferer die Investitionen nicht leisten könnten, erwartet Schockmel eine massive Konzentration in der Branche und Zusammenschlüsse zu größeren Einheiten.

Google strebe die Kontrolle von möglichst vielen Daten an, die noch mehr über Nutzergewohnheiten verraten. Die Lotsenfunktion von Google könne Wettbewerbsbedingungen stark beeinträchtigen, weil bestimmte Zulieferbetriebe, Ersatzteillieferanten oder Werkstätten nicht angezeigt werden. Es sei auch zu klären, wie angesichts der gigantischen Datenflut durch autonom fahrende Autos die Sicherheit der Daten erhalten bleibt?

Manuel Kallweit, Wirtschaftsexperte des Verbandes der Deutschen Automobilindustrie (VDA), erwartet im laufenden Jahr nur einen leichten Zuwachs bei den Neuzulassungen. Er bemängelte, dass die Elektromobilität in Deutschland nicht in Gang kommt. Sie habe bisher nur Erfolg in Ländern, die Förderprämien zahlen, wie etwa Norwegen und Holland.

Armin Gehl, Geschäftsführer des von der Wirtschaft getragenen Netzwerkes Autoregion betonte, die Großregion müsse alle Kräfte in der Branche bündeln, um konkurrenzfähig zu bleiben. Das Netzwerk wolle intensiv Hilfestellung leisten, auch in der Forschung und durch Vorträge. Auftritte auf der Automesse IAA und internationale Markterkundungsreisen sind geplant. Man wolle die Autoregion als Marke etablieren.

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