Ex-Vorstand Spaniol hat sich verspekuliert

Saarbrücken · Vor dem Landgericht Saarbrücken klagt Ex-IKK-Chef Frank Spaniol gegen seinen fristlosen Rauswurf. Er selbst berichtete von akuter Geldnot, weil er sich bei hochriskanten Börsengeschäften verspekuliert hatte.

 Ex-IKK-Chef Frank Spaniol (l.) und sein Anwalt Uwe Krechel räumten eine „Zahlung ohne Rechtsgrund“ aus der IKK-Kasse auf ein Privatkonto ein. Foto: Rich Serra

Ex-IKK-Chef Frank Spaniol (l.) und sein Anwalt Uwe Krechel räumten eine „Zahlung ohne Rechtsgrund“ aus der IKK-Kasse auf ein Privatkonto ein. Foto: Rich Serra

Foto: Rich Serra

So mancher staunende Beobachter wähnte sich gestern in einer TV-Gerichtsshow, deren Drehbücher bekanntlich Verteidigern große Auftritte einräumen. Tatsächlich ging vor dem Landgericht aber ein Zivilprozess über die Bühne, in dem sich Frank Spaniol, Ex-Vorstand der Innungskrankenkasse IKK Südwest, gegen seine fristlose Kündigung wehrt. Spaniol trat mit dem Bonner Anwalt Uwe Krechel auf. Der aus der früheren Sat.1-Sendung "Richterin Salesch" bekannte Jurist war es, der die Geduld der Zivilkammer und der Prozessbeteiligten mit weit ausholenden Fragen, die mit Behauptungen garniert waren, auf die Probe stellte. Der Vorsitzende Richter Martin Jung wunderte sich offenbar nicht nur über die "Spannung im Gerichtssaal".

Die IKK hatte ihrem Ex-Vorstand im April fristlos gekündigt, weil bekannt wurde, dass er sich im Januar 2009 von seinem Finanzchef ohne Wissen des Verwaltungsrates einen Betrag von 30 122,16 Euro aus der IKK-Kasse hatte überweisen lassen. Diese Zahlung erfolgte "ohne Rechtsgrund", bestätigte Krechel in dem Prozess. Er steht aber auf dem Standpunkt, es habe sich um ein Darlehen gehandelt, das zurückgezahlt werden sollte. Krechel nahm den als Zeugen geladenen IKK-Finanzchef quasi ins Kreuzverhör. Gegen ihn hat er bereits vor Wochen im Auftrag seines Mandanten Strafanzeige wegen Abgabe einer angeblich falschen eidesstattlichen Versicherung erstattet. Der Zeuge räumte ein, er habe Spaniol den Betrag auf Wunsch überwiesen. Die Zahlung wurde unter einer erfundenen Rechnungsnummer gebucht und in der Bilanz als Verwaltungsausgabe verschleiert.

Vier Jahre später, Ende März 2013, beichtete er bei dem Verwaltungsratschef, als über anonyme Briefe Vorwürfe gegen Spaniol erhoben wurden. Der Finanzchef steht heute noch in IKK-Diensten. Er sagte aus, von einem Darlehen an Spaniol sei nie die Rede gewesen. Anwalt Krechel warf dem Angestellten ein "krummes Geschäft mit dem Vorstand" vor. Dieser beteuerte, er habe aus Loyalitätspflicht gegenüber seinem Chef gehandelt und von ihm "zahlungsbegründende Unterlagen" gefordert. Auf einem Supermarktparkplatz habe ihm Spaniol dann im März 2013 einen fingierten Beleg gegeben. "Ich brauchte was für meine Sicherheit!"

Spaniol selbst offenbarte vor dem Gericht eine finanzielle Notlage, die auch die Existenz seiner Familie bedroht habe. Mit hochriskanten Börsengeschäften habe er sich verspekuliert. Bei der IKK-Überweisung habe es sich aber um eine Art Arbeitgeberdarlehen gehandelt. Zudem habe der Finanzchef schon früh andere Führungskräfte eingeweiht. Spaniol berichtete, der Vorstandschef einer Genossenschaftsbank, in deren Beirat er saß, habe ihm Ende März nach einem Gespräch "von Vorstand zu Vorstand" einen Kredit über 180 000 Euro genehmigt. Damit sollte das IKK-Darlehen getilgt werden.

Am Rande des Verfahrens wurde bestätigt, dass Krechel beantragt hat, Spaniol solle von einem Psychiater begutachtet werden, weil er "höchstwahrscheinlich aufgrund einer krankhaften seelischen Störung oder aber aufgrund schwerer anderer seelischer Abartigkeit" unfähig gewesen sei, das Unrecht seines Handelns zu erkennen. Die Spielsucht habe ihn etwa eine Million Euro gekostet. Am 30. Januar will das Gericht sein Urteil verkünden.

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