Ex-Langzeitarbeitslose malochen sehr oft für Niedriglöhne

Berlin · Ehemalige Langzeitarbeitslose sind besonders häufig zu Niedriglöhnen beschäftigt. Das geht aus einer Datenübersicht der Bundesagentur für Arbeit hervor, die unserer Zeitung vorliegt.

Demnach kamen 42 Prozent der 132 000 Langzeitarbeitslosen, die 2013 einen sozialversicherungspflichtigen Job antraten, in den Niedriglohnbranchen Handel, Gastgewerbe und wirtschaftliche Dienstleistungen unter. Bei den Erwerbslosen, die zuvor weniger als ein Jahr lang ohne Job waren, traf dies nur auf ein Drittel zu. Nach den aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes arbeiteten zuletzt 69 Prozent aller Beschäftigten im Einzelhandel unterhalb der Niedriglohnschwelle. Im Gastgewerbe waren es sogar 77 Prozent und bei den Dienstleistungen zwischen 55 und 68 Prozent.

Weil die Bundesregierung beim Mindestlohn von 8,50 Euro eine Ausnahme für Langzeitarbeitslose plant, bieten sich nach Einschätzung der arbeitsmarktpolitischen Sprecherin der Linken, Sabine Zimmermann, vor allem in diesen drei Niedriglohnbranchen Schlupflöcher, um die Lohnuntergrenze zu umgehen. "Arbeitgeber können Langzeitarbeitslose nur für sechs Monate einstellen, in denen diese keinen Anspruch auf einen Mindestlohn haben, anschließend entlassen und durch neue Langzeitarbeitslose ersetzen", sagte sie gegenüber unserer Zeitung. Dadurch werde den Betroffenen neben einer Mindestbezahlung auch eine nachhaltige Beschäftigung verwehrt. "Dieser Drehtüreffekt muss beseitigt werden", verlangte Zimmermann.

Der Bundestag will sich heute erstmals mit dem Regierungsentwurf zum Mindestlohn im Plenum befassen. Die Verabschiedung der Vorlage ist für Anfang Juli vorgesehen.

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