Evonik vertagt Entscheidung über Börsengang

Essen. Die Entscheidung über den Börsengang des Essener Chemiekonzerns Evonik wird wegen der nervösen Märkte noch einmal aufgeschoben. Die Entwicklung auf den Finanzmärkten seit Ende Mai bewirke eine zunehmende Unsicherheit, ob Erlöse erreichbar sind, die dem Wert der Evonik gerecht werden

Essen. Die Entscheidung über den Börsengang des Essener Chemiekonzerns Evonik wird wegen der nervösen Märkte noch einmal aufgeschoben. Die Entwicklung auf den Finanzmärkten seit Ende Mai bewirke eine zunehmende Unsicherheit, ob Erlöse erreichbar sind, die dem Wert der Evonik gerecht werden. Das teilte das Kuratorium der RAG-Stiftung (74,99 Prozent Beteiligung an Evonik) gestern nach einer Telefonkonferenz mit. Die übrigen Anteile liegen bei dem Finanzinvestor CVC Capital Partners. Der Börsengang war bereits in den vergangenen Monaten verschoben worden.Das Kuratorium der RAG-Stiftung habe dem Vorschlag des Vorstands zugestimmt, in dieser Woche weitere Gespräche mit Investoren zu führen, hieß es in der Mitteilung. Diese Gespräche sollten "in den nächsten Tagen" Klarheit bringen, um noch im Juni eine fundierte Entscheidung über den möglichen Schritt an den Kapitalmarkt zu ermöglichen.

Ursprünglich sollte die Aktie unbestätigten Berichten zufolge am 25. Juni das erste Mal gehandelt werden. Das Gesamtvolumen blieb offen. In den Berichten war mehrfach von einem Drittel der Evonik-Anteile und einem geschätzten Preis von fünf Milliarden Euro die Rede.

Evonik gilt mit einem Umsatz von 14,5 Milliarden Euro und einem operativen Ergebnis vor Abschreibungen und Sondereinflüssen (Ebitda) von 2,8 Milliarden Euro im vergangenen Jahr als lukratives Investment und Kandidat für den Dax. Anleihen des Unternehmens stießen in der Vergangenheit am Kapitalmarkt auf große Nachfrage. Ein Börsengang mit einem Drittel der Anteile wäre der größte Börsengang in Deutschland seit mehr als zehn Jahren. Möglich ist angesichts der Turbulenzen an den Märkten offenbar aber auch ein "kleiner Börsengang" mit insgesamt einem Zehntel der Anteile.

Das Kuratorium der Stiftung ist stark politisch beeinflusst. Mitglieder sind unter anderem die Bundesminister Philipp Rösler (Wirtschaft) und Wolfgang Schäuble (Finanzen) sowie die Ministerpräsidentinnen von Nordrhein-Westfalen und des Saarlandes.

Die Erlöse des geplanten Börsengangs sollen im wesentlichen nicht in das Unternehmen fließen, sondern zur Abdeckung der sogenannte Ewigkeitslasten des Steinkohlen-Bergbaus genutzt werden. Dazu zählt das dauerhafte Abpumpen von Wasser in den ehemaligen Abbaugebieten. Der Evonik-Konzern war 2007 aus dem Spezialchemieunternehmen Degussa und Teilen der einstigen Ruhrkohle AG neu formiert worden. dpa

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