Euro bleibt weiter unter Druck

Frankfurt. Das gewaltige Rettungspaket für den Euro kann die Finanzmärkte weiterhin nicht beruhigen: Die europäische Gemeinschaftswährung fiel gestern auf den tiefsten Stand seit November 2008. Der Euro sank gestern Nachmittag bis auf 1,2422 Dollar. Auslöser waren neben Zweifeln am Erfolg der rigiden Sparmaßnahmen in Europa neue Sorgen um den Zustand der spanischen Wirtschaft

Frankfurt. Das gewaltige Rettungspaket für den Euro kann die Finanzmärkte weiterhin nicht beruhigen: Die europäische Gemeinschaftswährung fiel gestern auf den tiefsten Stand seit November 2008. Der Euro sank gestern Nachmittag bis auf 1,2422 Dollar. Auslöser waren neben Zweifeln am Erfolg der rigiden Sparmaßnahmen in Europa neue Sorgen um den Zustand der spanischen Wirtschaft. In Spanien kam die Angst vor einer Deflation auf, nachdem die sogenannte Kernrate der Teuerung, die ohne die schwankungsanfälligen Preise vor allem für Energie oder Lebensmittel berechnet wird, im April um 0,1 Prozent im Jahresvergleich sank. Eine Deflation - also sinkende Preise - gilt als schädlich, weil die Wirtschaft dadurch in eine Abwärtsspirale mit sinkender Produktion und wachsender Arbeitslosigkeit geraten kann. Und die spanische Wirtschaft mit ihren geringen Wachstumsraten ist jetzt schon ein Sorgenkind in Europa. Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero räumte ein, die für 2011 angepeilte Wachstumsrate von 1,8 Prozent werde nicht erreicht. Auch hatte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann zusätzlich Öl ins Feuer gegossen. In der ZDF-Sendung "Maybrit Illner" sagte er: "Ob Griechenland über die Zeit wirklich in der Lage ist, diese Leistungskraft aufzubringen, das wage ich zu bezweifeln." Zugleich betonte der Chef der größten deutschen Bank, Griechenland müsse stabilisiert werden. Wenn das Land fiele, würde die Krise mit großer Sicherheit auf andere Länder übergreifen und könnte zu einer Art Kernschmelze führen. Es müsse auch alles getan werden, um eine Umschuldung zu vermeiden. Bei einer Umschuldung müssten Geldgeber Griechenlands, darunter deutsche Institute, auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten. Die Bundesregierung teilt die Ansicht Ackermanns nicht. Die stellvertretende Regierungssprecherin Sabine Heimbach sagte, das Anpassungsprogramm der griechischen Regierung sei realistisch. Es gebe keine Zweifel an der Entschlossenheit der griechischen Regierung, dieses Sparprogramm umzusetzen. Die Bundesregierung sehe keinerlei Anlass, über derartige Szenarien zu spekulieren. Die Renditen griechischer Staatsanleihen sind am Freitag deutlich gestiegen - und zwar von 7,35 auf 8,01 Prozent. Die Zweifel an der künftigen griechischen Zahlungsfähigkeit hätten zugenommen, sagten Händler.Die große Sorgen über die wirtschaftliche Lage in der Eurozone haben auch den deutschen Aktienmarkt gestern auf steile Talfahrt geschickt. Nachdem sich der Dax tags zuvor noch seinem Jahreshoch bei 6342 Punkten deutlich genähert hatte, ging er schließlich mit einem Minus von 3,12 Prozent auf 6056,71 Punkte in das Wochenende. An den anderen europäischen Aktienmärkten ging es teilweise sogar noch rasanter bergab: Der Euro-Stoxx 50 schloss mit einem Abschlag von 4,71 Prozent auf 2633,92 Punkte. dpa/afp

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