EU verschiebt Sepa-Einführung

Saarbrücken · Ab Februar sollte das neue Kontonummern-Format Iban und Bic für Firmen verbindlich sein. Nun hat die EU das Zeitfenster verlängert. Zahlungsaufträge werden bis 1. August auch noch im alten Format verarbeitet.

Die EU hat bei der Sepa-Einführung die Reißleine gezogen. Unternehmen bekommen noch etwas mehr Zeit, ihre Systeme auf das neue EU-weite Zahlverfahren umzustellen. Zwar bleibt offiziell die Umstellung zum 1. Februar auf das Sepa-Format in Kraft, doch Firmen-Zahlungen mit Kontonummer und Bankleitzahl werden anders als bisher angekündigt noch sechs Monate lang von den Banken akzeptiert.

Damit reagiert die EU auf einen offensichtlich noch immer bestehenden Stau bei der Umstellung in den Unternehmen. Erst zehn Prozent der Lastschriften und 32 Prozent der Überweisungen seien Sepa-konform warnte Ende Dezember der Bankenverband. Diese Zahlen seien "alarmierend", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbands, Michael Kemmer.

Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken teilte im Namen der Spitzenverbände der Kreditwirtschaft mit, die Fristverlängerung wäre nicht notwendig gewesen, bringe aber Erleichterungen für diejenigen Unternehmen und Vereine, für die es mit der Umstellung zum 1. Februar möglicherweise knapp geworden wäre. Ähnlich äußert sich Christian Molitor, Geschäftsführer des saarländischen Sparkassenverbandes: "Ich empfinde das als Entspannung. Meiner Einschätzung nach gab es noch einige Unternehmen, die nicht endgültig vorbereitet waren."

Auch Sprecherin Doris Nabbefeld von der Deutschen Bank sieht noch nicht alle Unternehmen im Saarland bereit für Sepa: "Wir sind mit Nachdruck dabei, mit unseren Kunden zu sprechen." Bei den Großkunden sei das Thema zwar schon durch, einige kleinere Kunden hätten die Umstellung aber noch nicht erledigt. So hätten einige Kunden erst im Rahmen der Umstellung erkannt, dass ihr IT-System gar nicht auf Sepa ausgerichtet ist und noch angepasst werden muss.

Insgesamt sahen die saarländischen Kreditinstitute die Umstellung aber schon auf gutem Weg: Bei der größten saarländischen Volksbank, der Bank 1 Saar, läuft nach Aussage von Bereichsleiter Thomas Preßlaber bereits die Hälfte der Lastschriften im Sepa-Format. "Angesichts der Bundeszahlen ist das eine gute Quote", sagt Preßlaber. Außerdem sei davon auszugehen, dass die Quote noch höher ist, weil viele noch im Januar umstellen oder - beispielsweise bei kleinen Vereinen - in Zukunft gar keine Lastschriften mehr nutzen.

Auch Edgar Soester, Vorstandschef der Volksbank Saar-West, sieht die Probleme nicht so gravierend. Bis Ende November hätten bereits drei Viertel der gewerblichen Kunden auf das neue System umgestellt. "Und im Dezember ist das noch einmal mehr geworden", sagt Soester. Allerdings gebe es durchaus noch einige wenige - knapp unter zehn Prozent - die beim Thema Sepa eine "gewisse Trägheit" an den Tag legen. "Die können jetzt aufatmen", sagt Soester

Von einer "gewissen Grauzone" bei der Umstellung spricht Gerhard Nickels, der bei der Stadtsparkasse Völklingen für den Zahlungsverkehr zuständig ist. "Wir haben alles dafür getan, dass die Firmen-Kunden rechtzeitig agieren. Viele machen es aber so lange weiter, wie es geht", sagt er. Deshalb sei nicht klar, wer wirklich vorbereitet ist. Wer allerdings nach Februar mit großen Überweisungs- oder Lastschriftlisten im alten Kontonummern-Format komme, müsse mit einem klärenden Gespräch zur Sepa-Norm rechnen, sagt Nickels.

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HintergrundDas Sepa-Verfahren (Single Euro Payments Area) ist ein europaweit einheitliches Verfahren für Zahlungen innerhalb der Europäischen Union. Dadurch soll der länderübergreifende Geldverkehr vereinfacht werden. Statt Kontonummer und Bankleitzahl gibt es beim Sepa-System die internationale Kontonummer Iban und die internationale Bankleitzahl Bic.Unternehmen sollen Überweisungen und Lastschriften ab dem 1. Februar 2014 im Sepa-Format einreichen. Für Privatleute gilt eine Übergangsfrist bis Februar 2016. jwo

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