EU verhängt Zölle für Stahl aus China und Russland

Brüssel/Saarbrücken · Die EU wehrt sich gegen Billigstahl-Importe aus China und Russland. Für erste Produkte wurden Zölle verhängt, weitere können folgen. Darunter auch für Grobbleche. Davon könnte auch die Dillinger Hütte profitieren.

Um die heimische Stahlbranche vor Billigkonkurrenz zu schützen, belegt die EU-Kommission bestimmte Stahlerzeugnisse aus China und Russland vorläufig mit Einfuhrzöllen. Es geht um sogenannte kaltgewalzte Flachstahl erzeugnisse, wie die Brüsseler Behörde mitteilte. Die Zölle für die chinesischen Importe liegen zwischen 13,8 und 16 Prozent, für russische Einfuhren zwischen 19,8 und 26,2 Prozent.

Bei drei weiteren Stahlprodukten aus China, darunter Grobbleche, leitete sie Anti-Dumping-Untersuchungen ein. Dabei soll festgestellt werden, ob ausländische Erzeugnisse in Europa zu einem künstlich niedrigen Preis verkauft werden. Die Dillinger Hütte , die Grobbleche produziert, kann somit weiterhin nur auf eine Entlastung des europäischen Marktes durch Zölle hoffen.

Die europäische Stahlbranche leidet unter einem Verfall der Stahl- und Rohstoffpreise. Deutschland und sechs weitere Länder forderten die EU kürzlich in einem Brief auf, gegen "unfaire Handelspraktiken" vorzugehen. EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström sagte nun: "Wir können nicht zulassen, dass unfaire Konkurrenz durch künstlich billige Importe unsere Industrie bedroht." Die EU hat laut Kommission handelsrechtliche Schutzmaßnahmen für 37 verschiedene Stahlprodukte getroffen, neun Untersuchungen sind im Gange.

Die saarländische Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD ) begrüßte die Beschlüsse, forderte aber, dass sich die EU auch bei der Reform des Emissionshandels bewegen müsse. Energieintensive Industrien, die im internationalen Wettbewerb stehen, dürften nicht zusätzlich belastet werden. Auch Albert Hettrich , Präsident des Verbands der Saarhütten, sieht in den EU-Entscheidungen "einen wichtigen Schritt". Doch werde sich durch Zölle "nicht über Nacht die Welt verändern", dämpfte er Euphorie. Die Marktlage bleibe auf Jahre angespannt, prognostiziert er.

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HintergrundDie sinkenden Stahlpreise haben den Aufwärtstrend beim Essener Industriekonzern Thyssen-Krupp gestoppt. Im Ende Dezember abgelaufenen ersten Quartal seines Geschäftsjahres rutschte das Unternehmen wegen neuerlicher Verluste im Stahlgeschäft wieder in die roten Zahlen. Unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von 23 Millionen Euro, wie Thyssen-Krupp mitteilte. Vor einem Jahr wurden in dem Zeitraum noch 50 Millionen Euro Überschuss erwirtschaftet. Der operative Gewinn schmolz um gut ein Viertel auf 234 Millionen Euro. Der Umsatz ging um fünf Prozent auf 9,5 Milliarden Euro zurück. Finanzchef Guido Kerkhoff wies auf erste Anzeichen einer Besserung bei den Stahlpreisen hin. Während der Rückgang in Europa gestoppt scheine, seien in den USA und auch in China Tendenzen für einen Anstieg der Preise zu beobachten. dpa