"Es gibt ja keine Alternative"

Ensdorf. Thomas Strunk nimmt es gelassen: "Es gab ja keine Alternative", sagt der Wettersteiger, der zu den 172 Mitarbeitern des Bergwerks Saar gehört, die in diesem Jahr nach Ibbenbüren und Bottrop versetzt werden. "Der moderne Arbeitsmarkt verlangt Flexibilität", sagt der 46-Jährige. "In meinem Alter würde mich ja keiner mehr nehmen

Ensdorf. Thomas Strunk nimmt es gelassen: "Es gab ja keine Alternative", sagt der Wettersteiger, der zu den 172 Mitarbeitern des Bergwerks Saar gehört, die in diesem Jahr nach Ibbenbüren und Bottrop versetzt werden. "Der moderne Arbeitsmarkt verlangt Flexibilität", sagt der 46-Jährige. "In meinem Alter würde mich ja keiner mehr nehmen. Da kann ich froh sein, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben." Strunk wird ab Juni in der Grube Prosper Haniel in Bottrop arbeiten. Eine Wohnung hat er bereits in Aussicht, ansonsten lässt der Bergmann die Zukunft auf sich zukommen: "Ob es schwierig wird, kann ich erst sagen, wenn ich angefangen habe." Ob er sein Haus im Saarland behalten wird? Schwer zu sagen. Vier Jahre wird er noch in Bottrop arbeiten müssen. Vielleicht genug, um dort heimisch zu werden. Für Ralf Brossette wiederum ist klar, dass er in Zukunft viel Zeit auf der Autobahn verbringen muss. Seine Freundin bleibt mit ihrem Kind im Saarland, Brossette ist entschlossen, an den Wochenenden von Ibbenbüren nach Großrosseln zu pendeln. "Mein Lebensmittelpunkt ist einfach im Saarland", sagt er. Leicht wird das nicht. Der 43jährige hat noch gut sieben Jahre vor sich. Schon die Kosten der doppelten Wohnungsführung gehen auf Dauer ins Geld. Die RAG bezuschusst ein Jahr lang die Wohnung, beim Pendeln übernimmt der Konzern einen Weg pro Woche. Brossette wechselt bereits am 1. April zum Bergwerk Ibbenbüren. Eine Wohnung hat er bereits gefunden, seine künftigen Kollegen allerdings kennt er noch nicht. "Ich habe mir das Bergwerk mal von außen angesehen", sagt er. Allerdings hofft er, möglichst viele Frühschichten zu bekommen, damit es auch mit dem Pendeln klappt.Brosette und Strunk gehören sozusagen zur Vorhut, den ersten der 1700 Mitarbeiter, die das Bergwerk Saar an andere Standorte verschickt. Wie viele es konkret 2011 und 2012 sein werden, steht noch nicht fest. Klar ist, dass es letztlich weit mehr als die aktuell 172 Fälle sein werden - und dass es sozial schwieriger wird. Während im ersten Schritt vornehmlich Alleinstehende versetzt wurden, sind bald die Verheirateten dran - und dann sind immer ganze Familien betroffen."Letztlich ist es so, als ob ein ganzes Dorf im Saarland umgesiedelt würde", sagt Martin Becker, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender im Bergwerk Saar. "Für jeden Einzelnen ist die Versetzung eine bittere Entscheidung", sagt er.Zumindest organisatorisch versucht das Bergwerk Saar laut Personaldirektor Walter Fuss, die größten Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen. Ein vierköpfiges "Koordinationsteam Mitarbeiterverlegung" kümmert sich um einen geregelten Ablauf bei den Versetzungen, Mitarbeiter vor Ort wiederum übernehmen die Wohnungssuche für die künftigen Kollegen."Bisher hat das gut geklappt", sagt Fuss. Er sei optimistisch, dass sie auch die Versetzungen in den kommenden Jahren gut über die Bühne kriegen.Von den 5284 Mitarbeitern, die im April 2008 noch im Saarland bei der RAG beschäftigt waren, sind aktuell noch knapp 4000 geblieben. Auch nach der Stilllegung Mitte 2012 werden laut Bergwerksdirektor Friedrich Breinig zwar noch einige Mitarbeiter beispielsweise für die Stilllegungsarbeiten und die Bergschadensregelungen im Saarland beschäftigt, der größte Teil wird allerdings ausscheiden oder eben an anderen Standorten eingesetzt.

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