„Es geht um einen großen Wurf“

Saarbrücken · Seit Anfang April ist Arnulf Herrmann als Nachfolger von Theo Brandmüller Professor für Komposition an der Hochschule für Musik Saar (HfM). Wer ist der 1968 in Heidelberg geborene Komponist und Musiker – und was sind seine Pläne?

 Arnulf Herrmann träumt vom Aufbau eines Labors für zeitgenössische Musik. Foto: Maurer

Arnulf Herrmann träumt vom Aufbau eines Labors für zeitgenössische Musik. Foto: Maurer

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Als erklärter "Komponist für Musiker" pflegt Arnulf Herrmann einen eingehenden Austausch mit Interpreten: "Wenn ich mit Musikern sehr vertrauensvoll zusammenarbeite, stellt sich im Idealfall eine Kommunikation in einer Intensität ein, wie ich sie nirgendwo anders bekomme", sagt Herrmann, der mit Spitzenformationen wie Ensemble Modern, Ensemble Intercontemporain, Musikfabrik NRW und Klangforum Wien kooperiert und dessen Stücke auf internationalen Festivals zu hören sind.

Seit April hat der vormalige Dozent für Komposition, Analyse und Instrumentation der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin die Professur für Komposition an der Hochschule für Musik Saar (HfM) in der Nachfolge von Theo Brandmüller inne. Der musikalische Werdegang des 1968 geborenen Heidelbergers begann im Alter von fünf Jahren mit klassischem Klavierunterricht, später kamen Erfahrungen in einer Schulband hinzu. "Mit etwa 12 Jahren entstand dann der anfangs noch diffuse Wunsch, zu komponieren", erzählt Herrmann, der auch Fagott und ein wenig Cello spielte. Während seines Klavierstudiums in München sei dann "relativ schnell klar geworden, dass das nur ein Anfang sein konnte". So folgte ein Kompositionsstudium, zunächst in Dresden, das er wegen der in den frühen 90er-Jahren noch bescheidenen Infrastruktur bald verließ, dann am Pariser Conservatoire und für den Diplomabschluss an der Berliner Hochschule der Künste.

Mit der Erkenntnis, "dass für mich in meiner traditionellen Schreibweise, wenn ich nur am Schreibtisch komponierte oder mich ans Klavier setzte, irgendwann einmal Schluss war", kehrte Herrmann nach Paris zurück, um sich am Institut de Recherche et Coordination Acoustique Musique (IRCAM) mit den Möglichkeiten von Kompositions-Software vertraut zu machen: "Ich brauchte eine Art Labor", sagt der "leidenschaftliche Instrumentalkomponist", der auch mit der Oper "Wasser" Erfolge feiert. "Was kann eine Hochschule für einen Komponisten leisten?", lautet nach diesen Erfahrungen ein zentrales Thema Herrmanns. Im Idealfall sei sie ein Ort, "an dem sich vielleicht ästhetisch aus ganz unterschiedlichen Richtungen kommende Leute, die mit ähnlichen Fragen konfrontiert sind, austauschen können". Ein solches "Forum" gelte es, an der HfM herzustellen.

Der konkrete Wunsch des neuen Kompositionsprofessors ist der Aufbau eines Labors für zeitgenössische Musik, mit einer Ausbildung für Interpreten (die bereits existiert), einem elektronischen Studio und schließlich einem Studiengang Dirigieren mit Schwerpunkt Ensembleleitung, "ein Studium, das es in Deutschland bis dato nirgendwo gibt". Begeistert wäre Arnulf Herrmann, wenn die Hochschule hierfür die Räume des Evangelischen Gemeindezentrums St. Johann nahe der Alten Kirche nutzen könnte, die der optimale Ort für das angedachte Forum wären und über deren mögliche Nutzung bereits Gespräche zwischen dem Land, der Musikhochschule und dem Presbyterium geführt werden. "Es geht um einen großen Wurf und nicht um eine kleine Lösung".

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