Große Sonderausstellung Trier will Rätsel um den Fall Roms lösen

Trier · Im Sommer 2022 startet Trier seine Sonderschau zum Untergang des Römischen Reiches. Es soll eine der ersten Großausstellungen sein, die nach Corona wieder normal startet. Angefragt sind Exponate aus Paris, London, Wien, Budapest – und dem Vatikan.

  Warum ging das Römische Reich unter? Die Sonderschau in Trier, hier ein Archivfoto des beliebten Römerfestivals „Brot und Spiele“ der Stadt, ist nach Angaben der Organisatoren die erste Ausstellung, die dieser Frage nachgeht.

Warum ging das Römische Reich unter? Die Sonderschau in Trier, hier ein Archivfoto des beliebten Römerfestivals „Brot und Spiele“ der Stadt, ist nach Angaben der Organisatoren die erste Ausstellung, die dieser Frage nachgeht.

Foto: dpa/A3643 Harald Tittel

Eineinhalb Jahre vor der rheinland-pfälzischen Landesausstellung zum Untergang des Römischen Reiches sind in Trier die Vorbereitungen in vollem Gange. Das Rheinische Landesmuseum Trier als zentraler Ausstellungsort habe Leihanfragen für Exponate an 80 Institutionen in 20 Ländern gestellt, sagte Museumsdirektor Marcus Reuter. Darunter seien die „großen Player“, die zu dem Thema „Spitzenfunde“ hätten: wie der Louvre in Paris, das British Museum, die Vatikanischen Museen, das Ungarische Nationalmuseum Budapest und das Kunsthistorische Museum Wien. Und: „Wir haben schon erste Zusagen“, sagte Reuter.

Insgesamt drei Trierer Museen widmen sich vom 25. Juni bis 27. November 2022 einem der großen Rätsel der Weltgeschichte: Warum ist das Römische Reich untergegangen? Es sei das erste Mal, dass dieser Frage in einer Ausstellung nachgegangen werde, sagte Projektleiterin Anne Kurtze. Und zwar aus historischer Sicht im Landesmuseum, aus christlicher Sicht im Museum am Dom und aus kulturhistorischer Sicht im Stadtmuseum Simeonstift Trier.

Reuter sagte: „Wir werden eine der ersten Großausstellungen sein, die nach Corona unter wieder halbwegs normalen Bedingungen stattfinden wird.“ Das Budget der Ausstellung beträgt insgesamt rund 4,8 Millionen Euro. Im Boot sind das Land Rheinland-Pfalz, die Stadt Trier und das Bistum Trier. Trier hat sich als Standort für große Ausstellungen zur römischen Antike profiliert. 2007 zog eine Sonderschau über Kaiser „Konstantin den Großen“ viele Tausend Besucher an, 2016 gab es eine Ausstellung zum römischen Kaiser Nero – mit mehr als 272 000 Besuchern. Trier gilt als älteste Stadt Deutschlands und war einst größte Römermetropole nördlich der Alpen.

Im Rheinischen Landesmuseum Trier werden rund 400 Exponate auf 1000 Quadratmetern Fläche gezeigt: Knapp 100 Objekte stammten aus eigenen Beständen, die übrigen würden aus dem In- und Ausland nach Trier geholt, sagte Reuter. Geplant sei ein bunter Mix von Münzen über Inschriften bis Büsten, aber auch Neufunde seien dabei, „die eine Geschichte erzählen“. „Das inhaltliche Konzept steht“, sagte Kurtze. Jetzt gehe es an die Umsetzung. „Für die meisten Exponate müssen ja extra noch Vitrinen gebaut werden.“

Zeitlich liege der Fokus auf den Ereignissen vom 4. bis 5. Jahrhundert, die das Ende eines Imperiums brachten, das einst von Britannien bis Nordafrika sowie von Spanien bis Syrien reichte. Es gebe Hunderte Theorien zum Niedergang des westlichen Römischen Reiches, sagte Reuter.

Ein Grund seien wiederholte Angriffe von germanischen Völkern an verschiedenen Ecken des Reiches gewesen. Hinzu kamen zunehmend innerrömische Bürgerkriege – immer wieder spalteten sich Provinzen zeitweise ab. Das Römische Reich war nicht mehr politisch stabil. Das habe man auch an den Kaisern gesehen: Mit der Zeit gab es immer mehr von ihnen, mehrere Ober- und Unterkaiser, weil einer alleine das Reich nicht mehr zusammenhalten konnte.

Kaiser Valentinian (321-375), der viel Zeit in seiner Hauptresidenz in Trier verbracht habe, sei einer „der letzten starken Kaiser“ gewesen. „Von ihm wissen wir sehr viel“, sagte Reuter. Er sei auch einer der letzten römischen Kaiser gewesen, die eines natürlichen Todes gestorben seien. Der Machtverlust der Kaiser werde sich wie ein roter Faden durch den historischen Part der Ausstellung ziehen. Als Schlussbild der Schau sei geplant: ein leerer Kaiserthron.

Das Stadtmuseum Simeonstift Trier beleuchtet unter dem Titel „Das Erbe Roms. Visionen und Mythen in der Kunst“ wie das Römische Reich später in der Kunst- und Kulturgeschichte aufgegriffen wurde. Kunstwerke aus fünf Jahrhunderten erzählen von der Faszination für die Idee „Rom“, die bis heute nachwirkt. Für eine Fläche von 580 Quadratmetern seien 149 Leihgaben in 15 Ländern angefragt, sagte Museumsdirektorin Elisabeth Dühr. Es gebe bereits 117 Zusagen.

Neben Gemälden würden auch Skulpturen, Buchmalereien und Münzen gezeigt. „Es gibt eine große Breite an Exponaten.“ Themen seien auch, wie das Kunsthandwerk später die Antike umgesetzt habe und wie der Untergang des Römischen Reiches in Schulen unterrichtet wurde. Interessant sei, dass in der heutigen Sprache „Rom“ immer noch als Maßstab präsent sei – in Redewendungen wie „Alle Wege führen nach Rom“ oder „Sitten wie im alten Rom“ zeigten.

Das Museum am Dom werde sich in „Im Zeichen des Kreuzes. Eine Welt ordnet sich neu“ der Rolle des Christentums in der Übergangszeit bis ins 6./7. Jahrhundert hinein widmen. In das Machtvakuum nach dem Ende des Römischen Reiches trat die Kirche mit dem Bischof, der zunehmend auch die weltliche Herrschaft übernahm. Dieser Teil der Ausstellung soll rund 500 Quadratmeter umfassen.

(dpa)
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