Erste Frau auf Chefsessel der Saar-Sparkassen

Saarbrücken · Die Neunkircher Landrätin Cornelia Hoffmann-Bethscheider (SPD) wird zum 1. August Präsidentin des Sparkassenverbandes Saar. Sie will sich zur Aufgabe machen, die Wettbewerbsfähigkeit der Sparkassen zu stärken.

 Karrieresprung: Ab August ist Cornelia Hoffmann-Bethscheider Präsidentin des Sparkassenverbandes Saar. Foto: Oliver Dietze

Karrieresprung: Ab August ist Cornelia Hoffmann-Bethscheider Präsidentin des Sparkassenverbandes Saar. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

. Das zähe Ringen um die Wahl eines Nachfolgers für den verstorbenen Alfons Lauer (SPD ) als saarländischer Sparkassenpräsident hat ein Ende. Nachfolgerin wird zum 1. August die Neunkircher Landrätin Cornelia Hoffmann-Bethscheider (SPD ). Die Verbandsversammlung der saarländischen Sparkassen wählte die 46-Jährige gestern einstimmig für sechs Jahre.

Hans-Werner Sander, stellvertretender Sparkassenpräsident und Chef der Sparkasse Saarbrücken , würdigte Hoffmann-Bethscheider nach ihrer Wahl als "würdige Nachfolgerin, die die Interessen der Sparkassen-Finanzgruppe Saar auf Landes-, Bundes- und Europa-Ebene engagiert und kompetent vertreten wird". Vor ihr stünden schwere Herausforderungen. Sie müsse für die Sparkassen Antworten auf die Niedrigzinspolitik finden, die das Geschäftsmodell der Institute generell erschwere. Im Zeitalter der Digitalisierung müssten auch mehr Formen der internen Zusammenarbeit von Sparkassen gefunden werden, um so auch Kosten zu sparen.

Sander bestritt, man könne das Amt des Sparkassenpräsidenten ehrenamtlich ausüben, wie es Teile der Saar-Opposition im Landtag gefordert hatten. Dafür seien die Aufgaben zu vielfältig und die Anforderungen an die Kenntnisse zu hoch. Sander räumte aber ein, dass es in dem einen oder anderen Bundesland neben dem hauptamtlichen Präsidenten zusätzlich einen ehrenamtlichen Präsidenten gibt. Dieser leite nur die Verbandversammlungen. Hoffmann-Bethscheider sei eine gute Wahl. Sie verfüge als Landrätin über hinreichende Erfahrung als Verwaltungsratsvorsitzende der Sparkasse Neunkirchen. Die Sparkassenorganisation kenne sie bereits gu t.

Der auf sechs Jahre ausgelegte Vertrag sieht ein Jahresgehalt von 200 000 Euro vor. Nach Informationen unserer Zeitung bleibt etwa ein Drittel des Jahresgehaltes als Altersversorgung bestehen. Bei den an Lebensjahren älteren Vorgängern waren es noch 70 Prozent. Nach Auskunft von Sander passt die Besoldung in das Gefüge der Sparkassen und des Sparkassenverbandes. Im Bundesvergleich bewege man sich am unteren Ende der Skala. Hoffmann-Bethscheider trage auch Verantwortung für rund 70 Mitarbeiter des Verbandes.

Hoffmann-Bethscheider sieht es als eine ihrer Hauptaufgaben an, Wettbewerbsvorteile gegenüber Konkurrenten zu erzielen. Dies will sie über mehr interne Zusammenarbeit und Kostensenkungen in Bereichen der Banken erreichen (Back-Office), die nicht unmittelbar mit dem Kunden in Kontakt stehen. Weitere Sparkassen-Fusionen an der Saar hält sie derzeit nicht für nötig. Vorher müsse man alle Schritte einer sparkasseninternen Zusammenarbeit prüfen. Mit einer Fusion laufe man schnell Gefahr, auch bewährte Strukturen zu zerstören. Lange Öffnungszeiten, gute Erreichbarkeit und die Beratung sollen Wettbewerbsvorteile der Sparkasse sein. Eine Fusion des Saar-Verbandes mit einem Verband aus anderen Bundesländern mache keinen Sinn. Als kleines Land habe man alleine mehr Chancen, sich häufiger und laut Gehör zu verschaffen. Ihre Besoldung mit 200 000 Euro pro Jahr passe in die Landschaft und das Gefüge der Sparkassen . Man habe die gleiche Debatte bei ihrem Vorgänger gehabt und bereits sein Gehalt gekürzt.

Meinung:

Die beschädigtePräsidentin

Von SZ-RedakteurThomas Sponticcia

Wem soll man nach dem unwürdigen Schauspiel um die Wahl des neuen Sparkassenpräsidenten nun gratulieren? Cornelia Hoffmann-Bethscheider (SPD ) hat sich so schnell vom Amt als Landrätin verabschiedet, dass die Frage aufgeworfen wird, ob Landräte und Landkreise an der Saar überhaupt noch gebraucht werden?

Zudem wurde die Chance zu einer generellen Strukturreform verpasst. Der Sparkassenverband Saar liegt beim Betriebsergebnis bundesweit an zweitletzter Stelle. Desaströse Voraussetzungen angesichts einer Niedrigzinspolitik , die besonders das Geschäftsmodell der Sparkassen bedroht. Eine Fusion mit einem anderen Verband hätte womöglich mehr Überzeugungskraft gegenüber Bundesregierung, Gremien und Brüssel gebracht.

Nun wächst der Druck auf Hoffmann-Bethscheider noch stärker. Sie muss beweisen, dass der kleine Saar-Verband weiterhin seine Berechtigung hat - in Zeiten, in denen überall im Saarland heftig gespart werden muss.

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