Erst verschleppt, dann ausgegraben

Mettlach. Für das Eröffnungskonzert hatten sich Annegret Klenke (Violine), Beate Hartmann (Violine), Yvonne Uhlemann (Bratsche) und Ruth Kaltenhäuser (Cello) aus der relativ schmalen Literatur Stücke für Klarinetten-Sextett herausgesucht

Mettlach. Für das Eröffnungskonzert hatten sich Annegret Klenke (Violine), Beate Hartmann (Violine), Yvonne Uhlemann (Bratsche) und Ruth Kaltenhäuser (Cello) aus der relativ schmalen Literatur Stücke für Klarinetten-Sextett herausgesucht. Schon Prokofiews herbe Ouvertüre nach hebräischen Melodien konnte nicht gefallen: Die Künstler gingen unkonzentriert zu Werke, verschleppten Tempi und ließen lyrische Wärme fast ganz vermissen. Das änderte sich zwar in der Kindersuite op. 57 von Joseph Achrons (1886-1943), doch die uninspirierte, stellenweise triviale Musik langweilte und gab den Sechs nur wenig Gelegenheiten zu virtuosem Glanz.Detlev Glanerts "Noctambule" (2008) war dagegen von hoher kompositorischer Dichte. Der Henze-Schüler, dessen Hans-Henny-Jahnn-Oper "Fluss ohne Ufer" 2010 Aufsehen erregte, komponierte stark melodiöse Partien, die mit reichen technischen Finessen gespickt sind. Ein für Interpreten wie Hörer dankbares Werk mit etlichen klangfarbenreichen Einlagen - etwa das Duett von Bratsche-Cello oder das expressive Klarinetten-Crescendo zu Beginn. Zum Abschluss spielte das Klenke-Quartett, begleitet vom Pianisten, das Klavierquintett op. 30 des vergessenen Österreichers Carl Frühling und präsentierte den entzückten Zuhörern eine lohnende Ausgrabung. Solch opulente und genial kolorierte Meisterstücke hört man nicht alle Tage. pes

Weitere Konzerte: 17. Juni: Ishay Shaer Pianotrio mit Brahms, Haydn und Ravel. 24. Juni: Alexander Schimpf, Klavier, mit Bach, Ravel, Skrjabin und Beethoven. 1. Juli: Bernd Glemser, Klavier, mit Beethoven, Schumann und Liszt. Alle Konzerte beginnen sonntags jeweils um 11 Uhr in der Alten Abtei Mettlach.

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