Erst prämiert, dann kritisiert

Köln. Nach Darstellung der Stadt Köln soll Oberbürgermeister Fritz Schramma von Anfang an "wegen der Massivität und der hohen Inanspruchnahme des Platzes" gegenüber dem prämierten Saarbrücker Entwurf skeptisch gewesen sein

 Der Entwurf des Büros Wandel Hoefer Lorch + Hirsch für das Jüdische Museum Köln. Foto: dpa

Der Entwurf des Büros Wandel Hoefer Lorch + Hirsch für das Jüdische Museum Köln. Foto: dpa

Köln. Nach Darstellung der Stadt Köln soll Oberbürgermeister Fritz Schramma von Anfang an "wegen der Massivität und der hohen Inanspruchnahme des Platzes" gegenüber dem prämierten Saarbrücker Entwurf skeptisch gewesen sein. Wegen unklarer Finanzierung des 20 Millionen-Euro-Vorhabens, aber vor allem wegen der Beeinträchtigungen der "Sichtachsen" zum historischen Rathaus und zum Ungers-Bau des nahen Wallraf-Richartz-Museums sollte nochmals nachgedacht und die Bürger zum Entscheid gebeten werden, wird im Rathaus diskutiert. Nach Darstellung der Stadt sollen die Ausschreibungskriterien nicht eingehalten worden sein.

Nicht wenige Kenner des sprichwörtlichen, auch in der Kultur notorischen "Kölner Klüngels" wittern Böses: "Das ganze Projekt steht absolut an der Kippe", heißt es in der Stadtplanung. Es sei "völlig offen", ob der - wegen seiner sehr gelungenen Verzahnung von Museum und archäologischen Resten unter anderem der Synagoge aus dem Frühmittelalter hochgelobte - Saarbrücker Entwurf je gebaut werde. Man könne die ganze Diskussion nicht so anlegen, dass nach dem Ratsbeschluss prominente Architektenbüros zum Wettbewerb geladen werden, der klare Sieger die Ausschreibungsvorgaben strikt einhält und anschließend das Ergebnis - auch durch Bürgerentscheid - wieder zur Disposition gestellt wird, grollen Insider.

Spielt ein polemisch geführter wissenschaftlicher Streit in der Stadt die Blockaderolle, bei dem es um die Bewertung der Ruinen des jüdischen Bethauses als antik oder "nur" mittelalterlich ging? Ein auch nach vielen Wochen noch nicht benannter "Projektsteuerer", den in einer Krisensitzung NRW-Bauminister Oliver Wittke (CDU) seinem Parteifreund OB Schramma abgetrotzt hat, sollte den peinlichen, immer mehr nach außen dringenden Zwist entschärfen. Angesichts der verfahrenen Situation hat der Minister es abgelehnt, Mitte Juni eine Ausstellung mit den Architekturmodellen des Museums-Projektes in Köln zu eröffnen. Folgerichtig dürfte jetzt auch die Landesförderung für den Bau am seidenen Faden hängen.

Das Saarbrücker Büro, das auch schon die vielbeachteten neuen Synagogen von Dresden und München entworfen hat, hält sich bei der Kölschen Kabale weise zurück: "Wir wollen uns fachlich in die Diskussion einbringen", sagt Architektin Andrea Wandel. Sie hätte allerdings vermutet, dass die jetzt plötzlich in Köln auftauchenden Fragen vorher geklärt worden wären.

Das auch für Archäologie zuständige NRW-Bauministerium ist jedenfalls vom Respekt des Saarbrücker Entwurfs gegenüber den historischen Fundamenten aus Römerzeit und Mittelalter begeistert. Auch damit entspreche die Planung "genau dem Anforderungsprofil des Architektenwettbewerbes", votierte das Landes-Bauministerium in der Jurysitzung. dpa

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