„Erschöpft, aber irgendwie zufrieden“

Saarbrücken · Am Freitag fand in der Feuerwache in Saarbrücken der Tag der Schulmusik statt. Musical-AGs mehrerer Schulen spielten Ausschnitte aus ihren Stücken und zeigten Können wie Engagement.

Länger in der Schule bleiben, den freien Samstag opfern, lange Texte auswendig lernen, Tanzschritte üben, das gleiche Stück wieder und wieder singen - wer macht so was? Viele: An Schulen quer durchs Land bringen junge Menschen Musicals auf die Bühne, vom Broadwayklassiker bis zur Eigenproduktion. In der Feuerwache hatten am diesjährigen Tag der Schulmusik zehn Schulen Gelegenheit Teile ihrer Produktionen vorzuführen.

Ihr Engagement ist beachtlich. In der Probenwoche sind die Schüler der Musical-AG des Gymnasiums am Schloss von acht Uhr morgens bis abends 21 Uhr mit Leiterin Suzanne Dowaliby in der Schule, singen, tanzen, schleppen Bühnenteile, kümmern sich um Bestuhlung und Requisite. "Nach einem Schultag ist man erschöpft, ausgesaugt, nach einem langen Tag Musicalprobe ist man auch erschöpft, aber irgendwie zufrieden", sagt der Achtklässler Jan. Henrike, Klassenstufe 11, seit sieben Jahren dabei, nennt die AG eine Familie. In eine Rolle zu schlüpfen erfordere Einfühlungsvermögen, "man wird empathischer". Mitschülerin Friederike erzählt, dass sie offener wurde, und dass die Exponiertheit bei den Proben die Peinlichkeit verliere, "irgendwann ist es normal, sich zum Affen zu machen." Sie geht noch weiter: "Dann wird es erst richtig gut, wenn man sich zum Affen macht", die Hemmungen ablegt.

Einen Schnelldurchlauf an Selbsterfahrung bieten die AGs; das kann auch mal schmerzvoll sein, wenn die eigenen Grenzen erreicht werden, schildert Christa Kaspar-Hort, die mit vielen Mädchen in schönen Ballkleidern und zwei Jungen in die Feuerwache gekommen ist. Die Musical-AG des Merziger Gymnasiums am Stefansberg führt "Cinderella" auf. Die Freude am Verkleiden spiele eine Rolle, die Lebendigkeit des Genres. Für die aktuell zunehmende Beliebtheit und Präsenz des Musicals an Schulen findet Kaspar-Hort aber auch eine praktische Erklärung, es habe einfach gedauert, bis seit dem Start der großen Musicals in Hamburg ("Cats" 1986) auch in Deutschland Lehrkompetenz gewachsen sei, diese Musiktheaterform in den Schulen ankommen konnte. Frank Hahnhaußen, der am Albertus Magnus Gymnasium in St. Ingbert unterrichtet, hat mit seinen Schüler gleich alles selbst gemacht und sie zum Komponieren und Texten animiert. Der Tag der Schulmusik zeigt, dass die Jugend nicht träge ist.

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