Ernte im Speicher, Preise im Keller

Berlin/ Saarbrücken. Einer guten Erntebilanz steht eine dramatische Preisentwicklung gegenüber: Innerhalb eines Jahres seien die Getreidepreise um fast die Hälfte gesunken, sagte Bauernpräsident Gerd Sonnleitner

Berlin/ Saarbrücken. Einer guten Erntebilanz steht eine dramatische Preisentwicklung gegenüber: Innerhalb eines Jahres seien die Getreidepreise um fast die Hälfte gesunken, sagte Bauernpräsident Gerd Sonnleitner. Mit einer Erntemenge von 49,9 Millionen Tonnen Getreide wurde das gute Vorjahresergebnis zwar nicht erreicht, im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt ernteten die Bauern aber acht Prozent mehr. "Die Getreidepreise aus der Ernte decken nicht mehr die Produktionskosten", warnte Sonnleitner. "Unter den jetzigen Bedingungen könnten wir nicht weiter produzieren." Besonders stark ist der Einbruch bei der Braugerste. Sonnleitner sagte, mit einem solchen Preis drohe die Braugerste aus Deutschland zu verschwinden. Er hoffe aber auf Besserung im Herbst oder Winter. Für Milchbauern forderte Sonnleitner weitere EU-Hilfen. Auf den Vorschlag von Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner, Verbraucher beim Kauf eines Milchprodukts zehn Cent freiwillige Hilfe zahlen zu lassen, reagierte Sonnleitner zurückhaltend. Die Bauern in Rheinland-Pfalz und in Norddeutschland - mit Ausnahme von Niedersachsen - brachten eine bessere Ernte ein als im Vorjahr, berichtete der Bauernpräsident. In Sachsen-Anhalt wurde weniger geerntet. Stellenweise gab es starke Schäden. Im Saarland gibt es in diesem Jahr keine Ernteschäden zu beklagen, sagte der Geschäftsführer des saarländischen Bauernverbands Hans Lauer: "Wir hatten dieses Jahr gute klimatische Verhältnisse." Lauer bezifferte die Erntemenge auf 147 000 Tonnen Getreide, das sind im fünfjährigen Schnitt sieben bis acht Prozent mehr. Aber auch die saarländischen Bauern leiden: "Die Getreidepreise sind so gering wie noch nie, sie liegen bei zehn Euro pro hundert Kilo, teilweise sogar niedriger", beklagte Lauer. Er forderte vom Handel bessere Bezahlung und von den Verbrauchern die Unterstützung hochwertiger Produkte. Beim Winterweizen, der wichtigsten Getreideart, gehen die deutschen Landwirte von 25,7 Millionen Tonnen Ertrag aus - ähnlich wie im Vorjahr. Der Durchschnittsertrag liegt mit 0,8 Tonnen pro Hektar höher als in den Vorjahren. Im Saarland waren es 0,7 Tonnen pro Hektar, insgesamt rund 65 000 Tonnen. Der Ertrag der Wintergerste legte bei etwas größerer Anbaufläche um sieben Prozent auf zehn Millionen Tonnen zu. Die Sommergerste-Ernte wird mit 2,2 Millionen Tonnen um 15 Prozent geringer ausfallen. Sie wird vor allem als Braugerste verwendet. Dazu werden bundesweit 3,9 Millionen Tonnen Roggen erwartet, im Saarland rund 24 000 Tonnen.Überraschend kam die gute Winterrapsernte: Bundesweit wurden mit knapp sechs Millionen Tonnen 15 Prozent mehr eingebracht, allein im Saarland waren es rund 16 000 Tonnen. Der regional bedeutsamen Apfelernte, die in etwa drei Wochen beginnt, sieht Lauer optimistisch entgegen. Auch bei der Kartoffelernte werden bundesweit und im Saarland gute Ergebnisse erwartet. dpa/nic

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