Erlesene Perlen, geglückte Experimente
Saarbrücken. Sein "Sprung ins Ungewisse" ("Leap in the dark") ist Jürgen Hagenlocher geglückt. Der 45-jährige Freiburger hat eine Truppe hochkarätiger Musiker aus dem Umfeld des Star-Bassisten Dave Holland um sich geschart und mit ihnen in New York ein Album aufgenommen, das nur so vor Energie sprüht
Saarbrücken. Sein "Sprung ins Ungewisse" ("Leap in the dark") ist Jürgen Hagenlocher geglückt. Der 45-jährige Freiburger hat eine Truppe hochkarätiger Musiker aus dem Umfeld des Star-Bassisten Dave Holland um sich geschart und mit ihnen in New York ein Album aufgenommen, das nur so vor Energie sprüht. Das Quintett pendelt zwischen treibendem Modern Jazz und zarten zeitlosen Balladen aus Hagenlochers Feder. Dessen heller, bisweilen scharfer Tenor-Sound findet durch Alex Sipiagins kraftvolles Trompeten-Spiel eine ideale Ergänzung. Trotz offensichtlich ausgefeilter Arrangements transportiert die CD die überbordende Spiellaune einer lustvollen Jam-Session.Jürgen Hagenlocher: Leap in the Dark (Intuition/Sunny Moon). Konzert: 11. November, 20 Uhr, Domicil Leidinger.
Wie Jürgen Hagenlocher ist auch Jacques Schwarz-Bart über seine Vorliebe für John Coltrane zum Jazz gekommen. Doch schimmert das große Vorbild in der Musik des in Guadeloupe geborenen und in den USA sesshaft gewordenen Schwarz-Bart deutlich weniger durch als bei Hagenlocher. Das Quartett-Album "The Art of Dreaming" öffnet mit einer satten Groove-Linie, über die der 50-Jährige sein Tenorsaxofon geradezu singen lässt. Auch in der Folge offenbart Jacques Schwarz-Bart eine Vorliebe fürs Sanfte, Träumerische, das er mit warmem Ton Substanz zu geben vermag. Immer wieder eingestreut: kongeniale Soli des Pariser Pianisten Baptiste Trotignon, der sich mit furiosen Auftritten im Saarland längst einen Namen gemacht hat.
Jacques Schwarz-Bart Quartet: The Art of Dreaming (Naive). Konzert: 12. November, 20 Uhr, Domicil Leidinger.
Nein, ein Grenzgänger ist Don Menza nicht. Der mittlerweile 76-jährige US-Saxofonist, der lange Zeit in Deutschland lebte und mithalf, den Jazz hierzulande populär zu machen, fühlt sich ganz der Tradition verpflichtet. "Forget the Woman" ist ein Balladen-Album in bester Dexter-Gordon-Manier. Menzas voluminöser Ton, mit viel Luft gespielt, dominiert die sieben Titel - unter ihnen Klassiker wie "Nature Boy". Eine CD zum Träumen und die Seele baumeln lassen.
Don Menza: Forget the woman (Pro Jazz). Konzert: 14. November, 20 Uhr, Domicil Leidinger.
So ganz will der Funke beim Hören von Kenny Garretts Album nicht überspringen. Der New Yorker Alt-Saxofonist ist sicherlich einer der profiliertesten Musiker des diesjährigen Festivals. Er ist technisch brillant, spielte bereits mit etlichen Jazzgrößen. Und doch fehlen auf "Seeds from the Underground" außer beim Eröffnungsstück "Boogety Boogety" weitestgehend die markanten Melodien, ja ein roter Faden, der durchs Album leitet. Garrett gilt als ausgezeichneter Live-Musiker. Gut vorstellbar, dass auf der Bühne jene Energie spürbar wird, die das Album nicht zu transportieren vermag.
Kenny Garrett: Seeds from the Underground (Mack Avenue Records/Sunny Moon). Konzert: 18. November, 20 Uhr, Aula der Saar-Uni.
"Oasis", das neue Album von Ernie Watts mit seinem deutschen Quartett, ist ein Juwel. Mal kraftvoll-dynamisch ("Crescent"), mal lyrisch-verträumt ("You are there"), spielt der 67-Jährige seine über Jahrzehnte gewonnene Flexibilität und Souveränität aus. Was das Album einzigartig macht, ist die Behutsamkeit und Sensibilität, mit der Watts seinen jüngeren Begleitern die Möglichkeit gibt, ihr spielerisches Potenzial zu entfalten. Das Konzert verspricht einer der Festival-Höhepunkte zu werden. Eröffnet wird der Abend vom Quintett der Saxofonisten Eric Alexander und Vincent Herring, die es auf ihrem Album "Friendly fire" ordentlich swingen lassen. Treibende Hardbop-Nummern treffen hier auf Balladenklassiker wie "You've changed".
Ernie Watts Quartet: Oasis (Flying Dolphin). Eric Alexander / Vincent Herring: Friendly fire (High Note). Konzert: 21. November, 20 Uhr, Großer Sendesaal des Saarländischen Rundfunks.
Weitere Informationen und Tickets für alle Konzerte findet man im Internet unter:
Foto: Oskar Henn