Erhobenen Hauptes in die Mittellosigkeit

St. Ingbert. 200 000 Franc, umgerechnet rund 1000 Euro erhielt 1958 der erste Preisträger des Albert-Weisgerber-Preises, den die Stadt St. Ingbert ausgelobt hatte. Sie vergab ihn an den am 15. Januar 1912 in St. Ingbert geborenen Maler Hans Schuler, der seinen Vornamen 1950 während seines ersten Parisaufenthaltes in "Jean" geändert hatte

St. Ingbert. 200 000 Franc, umgerechnet rund 1000 Euro erhielt 1958 der erste Preisträger des Albert-Weisgerber-Preises, den die Stadt St. Ingbert ausgelobt hatte. Sie vergab ihn an den am 15. Januar 1912 in St. Ingbert geborenen Maler Hans Schuler, der seinen Vornamen 1950 während seines ersten Parisaufenthaltes in "Jean" geändert hatte. "Ich spiele meine Weise" bekannte Schuler und schrieb die Worte in seine Bilder ein. Doch das Leben spielte eine andere, die partout nicht mit Schulers Weise in Einklang kam. Schuler, der kurzzeitig an einem St. Ingberter Gymnasium unterrichtet hatte, wollte "kein gegängelter Beamter" sein, wie es in der 1996 zu Leben und Werk Schulers erschienenen Dissertation der Kunsthistorikerin Sabine Jung heißt. Endgültig desillusioniert von seinem Geburtsland, ging er 1953 zurück nach Paris auf den Montparnasse und entschied sich für ein Leben allein der Kunst, übersah aber dabei die Allgemeinen Geschäftsbedingungen: Man muss es sich leisten können oder Geschäftssinn entwickeln.Schuler, der seit 1954 seine Frau und drei Kinder versorgen musste, konnte beides nicht. Der Anspruch auf künstlerische Unabhängigkeit führte ihn geradewegs in die Abhängigkeit. Statt den Tag mit Malen zu füllen, arbeitete er von 1957 bis 1977 für kleinen Lohn in einer Druckerei, gestützt von der Hilfe der Freunde und Sammler in St. Ingbert und Geldern aus der Künstlersozialkasse. Der Weisgeber-Preis verschaffte ihm Anerkennung, das Preisgeld half, die finanzielle Situation der Familie zu entlasten und gab ihm Zeit für seine künstlerische Arbeit.

Bis 1987 galt der Weisgerber-Preis als Talentförderung, seitdem wird er in Anerkennung des Lebenswerks eines im Saarland geborenen oder hier lebenden Künstlers verliehen. Weisgerber, den späten Impressionisten, und Schuler, den verspäteten Expressionisten, verband der gemeinsame Studienort München. Auch verbindet beide der St. Ingberter Kaufmann Franz-Josef Kohl-Weigand, der viele Weisgerber-Bilder erwarb, um sie zum Grundstock der Weisgerber-Sammlung zu machen. Er unterstützte auch Schuler, vermittelte ihm Kontakt zu einem Mäzen und einer Galerie in München. Als beides für Schuler auf Kompromisse hinauslief, zog er sich zurück. Als Künstler leben zu wollen, hat immer noch einen Preis: Jean Schuler, reich an Talent und Bildung starb am 2. Mai 1984 mittellos in Paris. sg

Foto: monika zorn

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort