Erfolgreich eigener Chef werden

Saarbrücken · Mit einer Rekordzahl von Besuchern konnte die Gründermesse in Saarbrücken an diesem Wochenende aufwarten. Zahlreiche Gründer und Initiativen informierten über den Weg in die Selbstständigkeit.

 Karsten Schulz (l.) stellt Besucher Christoph Gräber sein Unternehmen vor. Foto: Iris Maurer

Karsten Schulz (l.) stellt Besucher Christoph Gräber sein Unternehmen vor. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Sein Produkt ist erst seit Donnerstag auf dem Markt. Es ist flüssig, in einer kleinen Ampulle verpackt, enthält Eiweiß und so viel Koffein wie zwei Tassen Filterkaffee. Karsten Schulz (37) aus Neunkirchen hat ein Nahrungsergänzungsmittel für Ausdauersportler entwickelt. "Es schmeckt fruchtig und soll das Training unterstützen", erklärte der Unternehmer am Samstag auf der 8. Gründermesse in Saarbrücken. Schulz ist einer von mehreren Selbstständigen, die auf dem Messegelände Saarbrücken ausstellten. Dabei wollte er natürlich sein neues Produkt "Enduu basic" präsentieren, aber auch seine Erfahrungen bei der Existentgründung weitergeben. Sein Tipp: "Man sollte sich sehr früh mit der Zielgruppe auseinandersetzen, für die man etwas entwickelt."

Rund 2000 Besucher zählte das saarländische Wirtschaftsministerium als Veranstalter am Ende des Tages - etwa 200 mehr als im letzten Jahr. "Ein neuer Rekord", wie Ministeriumssprecher Thorsten Bischoff betonte. Und: "Auffällig war im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, dass die meisten Besucher bereits ein konkretes Gründerinteresse hatten und konkrete Beratung suchten."

So auch Roland Fecht (51) aus Saarbrücken: "Vor allem habe ich organisatorische Fragen." Wo man welche Anträge stelle, zum Beispiel. Fecht will gemeinsam mit seiner Freundin einen Internet-Shop für Bekleidungs-Accessoires eröffnen. Svenja Pohl aus Saarlouis war vor allem an den zahlreichen Vorträgen interessiert: Sie könne sich schon vorstellen, sich nach dem Innenarchitektur-Studium selbstständig zu machen, sagte die 24-Jährige.

Etwa 30 Aussteller - unter anderem Banken, Steuerberater und die Arbeitskammer - waren vor Ort, um potenzielle Firmengründer zu beraten. Tipps hatte der ehemalige Fußballmanager und Wahlsaarländer Reiner Calmund parat: "Kompetente Schlaftabletten haben keinen Erfolg." Leidenschaft sei entscheidend.

Doch auch eine gehörige Portion Fleiß gehöre dazu, wie der Jungunternehmer Philipp Köth (27) aus Saarbrücken erzählt. Er stellte seine Geschäftsidee "Hausgemacht" vor - Burger, Eintöpfe und Salate mit frischen Zutaten ohne Zusatzstoffe. Mit 22 Jahren machte er sich selbstständig und eröffnete Vapiano in Saarbrücken. Darauf folgte der Fresh Tea Shop, jetzt "Hausgemacht". Seit Juli steht sein Stand in der Diskontopassage in Saarbrücken. Köth hatte sich schon nach dem Vordiplom in BWL für die Selbstständigkeit entschieden. "Ich habe nie angestellt in einem Unternehmen gearbeitet. Und plötzlich musste ich Bewerbungsgespräche führen und 400 Mitarbeiter einstellen." Das meiste habe er im Alltag gelernt.

Dass gerade junge Menschen nach Studium oder Ausbildung versuchen, eine Idee in ein Geschäftsmodell umzusetzen, ist nach Informationen des Wirtschaftsministeriums nicht ungewöhnlich. Junge Menschen seien oft mutiger. Wirtschaftsminister Heiko Maas (SPD) merkt aber an, dass die Risikobereitschaft zur Existenzgründung hierzulande gering sei: "Die Saarländer haben immer auf Sicherheit gepocht." Neugründungen seien aber wichtig, weil so neue Arbeitsplätze entstünden. Doch die Zahlen sinken jährlich: Gründeten 2010 noch 4038 Saarländer ein Unternehmen, waren es 2012 nach Angaben des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn nur noch 3374. Dabei zeigen erfolgreiche Jungunternehmer wie Köth, dass gute Ideen Zukunft haben.

Weitere Infos unter: www.gruenden.saarland.de

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