Erbitterter Machtkampf bei Media-Saturn

Düsseldorf. "Manchmal glaube ich, die wollen mich einfach nur ärgern." Erich Kellerhals scheint verbittert, wenn er über den Streit um Europas führende Elektronikkette Media-Saturn spricht. Zwischen dem Firmengründer und dem Vorstand des Handelskonzerns Metro tobt seit mehr als einem Jahr ein Machtkampf

Düsseldorf. "Manchmal glaube ich, die wollen mich einfach nur ärgern." Erich Kellerhals scheint verbittert, wenn er über den Streit um Europas führende Elektronikkette Media-Saturn spricht. Zwischen dem Firmengründer und dem Vorstand des Handelskonzerns Metro tobt seit mehr als einem Jahr ein Machtkampf. Kurz vor dem Termin heute bei einem Schiedsgericht zeichnet Kellerhals im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" ein Bild, das an eine zerrüttete Ehe erinnert: Das Vertrauen der Gesellschafter zueinander fehle, das Klima könne man als vergiftet beschreiben.Kellerhals legt dem Handelsriesen Metro nun als letzten Ausweg einen Ausstieg nahe. "Wenn der Streit nicht beigelegt werden kann, müssen wir vielleicht über neue Gesellschafter nachdenken", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Aktiv habe er sich nicht um Investoren für Media-Saturn bemüht. "Aber es gibt Interessenten, die bei mir anklopfen."

Der Milliardär Kellerhals machte deutlich, dass er an seiner Beteiligung von 22 Prozent an Media-Saturn festhalte und sich die Anteile auch nicht für viel Geld von Metro abkaufen lassen wolle. Jedoch gibt Metro-Chef Olaf Koch ebenfalls keine Signale für einen Ausstieg. Die Äußerungen von Kellerhals wollte Metro, die gut 75 Prozent an Media-Saturn hält, gestern nicht kommentieren.

Bei Media-Saturn stehen in absehbarer Zeit mit der Entscheidung über den Marktausbau in China und Vorstandspersonalien wichtige Weichenstellungen an. Kellerhals machte deutlich, dass er einer milliardenschweren Expansion in China skeptisch gegenübersteht. Nach seiner Darstellung wollte der Düsseldorfer Konzern ursprünglich 1000 Media-Märkte innerhalb von fünf Jahren in China eröffnen. "Wir haben bislang im Rest der Welt insgesamt 900 Märkte in 30 Jahren geschafft. Das wäre Harakiri, haben wir gesagt. Das können wir nicht mittragen", schilderte Kellerhals. So habe man sich auf die bis Jahresende 2012 andauernde Testphase geeinigt. "In einigen Monaten schauen wir, wie gut unsere Zahlen sind. Dann entscheiden wir." Es bestehe laut den Gesellschafterverträgen auch die Möglichkeit, dass Metro auf eigene Kosten 1000 chinesische Märkte gründen könnte.

Die Metro hatte 2011 mit einem Beirat für Media-Saturn einen Streit ausgelöst. Kellerhals wirft dem Konzern vor, seine Vetorechte aushebeln zu wollen. Das Oberlandesgericht München hatte vor einem Monat erklärt, dass es den Streit voraussichtlich an ein Schiedsgericht verweisen werde. Parallel dazu will sich heute bereits ein Schiedsgericht mit dem Streit beschäftigen. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit sollen Zeugen gehört werden.

Aktionärsschützer mahnen einen Neuanfang der Media-Saturn-Gesellschafter an. "Aus der Mücke ist ein Elefant geworden. Der Streit hat eine Dimension angenommen, die das operative Geschäft und die Fortschreibung der Strategie beeinträchtigt", sagte Jella Benner-Heinacher, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Mindestens einer der Kontrahenten müsse über seinen Schatten springen und auf den anderen zugehen. "Sonst muss man zu Plan B greifen und auseinandergehen."

Foto: dpa

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