Entspannte Eleganz: Wolfgang Haffners „Kind Of Cool“

Ein Album fast ausschließlich mit Standards à la "Autumn leaves" oder "My funny Valentine" aufzunehmen, ohne sich in die Dekonstruktion zu flüchten, ist für Jazzer ein gewagtes Unterfangen. Wer will sich schon ohne Not an den legendären Aufnahmen der Überväter wie Miles Davis oder Chet Baker messen lassen?



Dem Schlagzeuger Wolfgang Haffner scheint diese Scheu eher fremd zu sein. Im Gegenteil, er betitelte sein jüngstes Sextett-Album auch noch frech "Kind of cool" - in Anspielung an die Miles-Davis-Klassiker "Birth of cool" und "Kind of blue". Diese entspannte Herangehensweise ist nicht nur tatsächlich "cool", sie scheint auch die einzig Richtige zu sein: Haffner, Jan Lundgren (Piano), Christopher Dell (Vibrafon), Dan Berglund (Bass), Dusko Goykovich (Trompete) und Jukky Perko (Altsaxofon) mühen sich gar nicht erst verkrampft um einen neuen Blick auf die Klassiker, sie spielen einfach. Und siehe da: Wie sich Goykovich und Perko über den sanften Swing von "Summertime" die Melodien zuwerfen, wie elegant-federnd Dell in bester Milt-Jackson-Manier die Klöppel zum Solo über "So what" schwingt, wie Goykovich in Haffners Ballade "Rememberance" mit zartem Schmelz die Töne zieht - das macht große Freude. Zusammengehalten wird das Ganze von Haffners wohldosiertem Besenstrich. Es muss nicht immer das Rad des Jazz neu erfunden werden. Manchmal reicht einfach gute Musik. Wolfgang Haffner: Kind Of Cool (Act).

Am kommenden Samstag, 20 Uhr, spielt Haffner zusammen mit Michael Wollny in der Illinger Illipse. Der Pianist ist dieses Jahr "Artist in Residence" der Illinger Jazz Lounge. Karten unter Tel. (0 68 25) 40 92 20.

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