England im Zauber: Der Debütroman „Die Seltsamen“

Gnome und Kobolde führen in England Krieg gegen die Menschen. Der Erstlingsroman „Die Seltsamen“ von Stefan Bachmann führt in eine bizarre Welt.

Bath ist zerstört, die Stadt liegt in Trümmern. Kobolde, Gnome und Feen führen Krieg gegen die Engländer, aber sie verlieren ihn. Schon bald sehen sie sich von den Menschen geknechtet, ihrer Magie beraubt. Ständiges Glockengeläut soll gegen Zaubersprüche helfen. Doch es gibt auch Feen und andere Wesen, die sich angepasst haben und in der Regierung gelandet sind. Wie Justizminister Lickerish. Er hat Macht, aber er will noch mehr. Und schreckt auch vor Mord nicht zurück.

Mit "Die Seltsamen” ist dem in Zürich lebenden Amerikaner Stefan Bachmann ein atmosphärischer Erstling gelungen. Die Städte sind verdreckt, die Luft verqualmt, Dampfmaschinen, Industrie, Gaslaternen und bizarre Gebäude beherrschen die Szenerie. Vögel, Zugpferde, selbst Hausangestellte sind mitunter Konstrukte aus Blech, Zahnrädern und Aufziehmechanismen - viktorianisch angehauchter Retro-Modernismus, "Steampunk".

In dieser Welt leben das Mischlingswesen Bartholomew und seine Schwester Hettie, der Äste aus dem Kopf wachsen. Man nennt solche wie sie "die Seltsamen". Weder Menschen noch Feen sind sie und von niemandem gemocht. Genau auf sie hat es der herrschsüchtige Lickerish abgesehen. Bachmanns Figuren sind einnehmend, der naive Parlamentsabgeordnete Jelliby etwa, der zum Helden wider Willen wird. Die Bilder von ekligen Parasitenfeen, Grünhexen und gefräßigen Säulen aus Dunkelheit und Federn sind fesselnd, Ideen, wie die vom rachsüchtigen Mobiliar, teils urkomisch. Ein herrlich düsteres Lesevergnügen.

Stefan Bachmann: Die Seltsamen. Diogenes Verlag, 368 Seiten, 16,90 Euro.

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