Energetische Sanierung stößt an Grenzen

Saarbrücken. Die saarländische Wohnungswirtschaft sieht sich durch die energetische Sanierung stark belastet - zumal sich die Kosten nicht in dem Maße auf die Miete umlegen ließen, wie dies gesetzlich möglich sei. "Bereits jetzt könnten wir theoretisch eine Mieterhöhung von 2,50 Euro pro Quadratmeter nach einer Sanierungsmaßnahme verlangen

Saarbrücken. Die saarländische Wohnungswirtschaft sieht sich durch die energetische Sanierung stark belastet - zumal sich die Kosten nicht in dem Maße auf die Miete umlegen ließen, wie dies gesetzlich möglich sei. "Bereits jetzt könnten wir theoretisch eine Mieterhöhung von 2,50 Euro pro Quadratmeter nach einer Sanierungsmaßnahme verlangen. Am Markt ist aber höchstens ein Euro durchsetzbar. Gleichzeitig spart der Mieter durch den geringeren Energieverbrauch 50 Cent pro Quadratmeter bei den Nebenkosten, so dass er nur die Hälfte dieser Mieterhöhung zu tragen hat", verdeutlich Reinhold Jäger (Fotos: SZ) die Situation. Jäger ist Präsident der saarländischen Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (VdW). Burghard Schneider, VDW-Vorstand an der Saar, betont, dass die Verbandsmitglieder mittlerweile die Hälfte ihres Wohnungsbestands energetisch saniert haben. "Denn diese Wohnungen werden besser nachgefragt." Zudem steige bei hohen Heizkosten das Risiko, dass die Mieter ausziehen. Das gehe ins Geld. Jeder Mieterwechsel "kostet zwischen 5000 und 15 000 Euro", rechnet Jäger vor. An energiesparenden Maßnahmen käme niemand mehr vorbei, der bei den Wohnungen sein Bestandsvermögen halten will. Beide Verbandsvertreter warnen die Landesregierung aber davor, bei den Vorschriften über energetische Maßnahmen "die Schraube zu überdrehen". Sorge bereitet ihnen ein Passus im Koalitionsvertrag der Jamaika-Regierung. Danach will man beim Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz über die Regelungen des Bundes hinausgehen. Diese sehen vor, dass Eigentümer von Gebäuden, deren Bauantrag oder -anzeige nach dem 1. Januar 2009 eingereicht wurde, einen Teil ihres Wärmebedarfs aus erneuerbaren Energien decken müssen. Das Saarland will dies auf den Altbestand und den Gesamtbestand der öffentlichen Gebäude erweitern, zu denen auch die kommunalen Wohnungen gehören. "Je nachdem, wie dieses Landesgesetz aussehen wird, können wir mit der energetischen Sanierung unsere Wohnungen nicht mehr weitermachen, weil die Anforderungen zu teuer werden", kritisieren Schneider und Jäger. Auf der anderen Seite würden die öffentlichen Programme wie die Städtebauförderung und das Förderprogramm CO2-Minderung der bundeseigenen KfW-Bank erheblich gekürzt.Gerade die Mittel aus der Städtebauförderung würden dringend gebraucht, um die Kommunen in die Lage zu versetzen, den demografischen Wandel zu begleiten. "Denn wer zahlt den Rückbau, wenn wir Wohnkomplexe aufgeben müssen?" Die Wohnungsbau-Gesellschaften müssten bereits jetzt darauf achten, in welchen Quartieren sich Investitionen in den Bestand noch lohnen, da dies Entscheidungen für die nächsten 20 Jahre seien. In diesem Zusammenhang warnen Schneider und Jäger davor, altersgerechte Wohnungen auf Vorrat zu bauen. "Damit bilden sich nur Altenghettos heraus." Die VdW-Mitgliedsunternehmen versuchten, die älteren Mieter möglichst lange in ihrer gewohnten Umgebung zu halten und die Wohnungen bei Bedarf altersgerecht umzubauen. Zur Betreuung älterer Menschen würde man häufig auch mit Sozialträgern zusammenarbeiten.

HintergrundIm VdW Saar sind 15 Mitglieder organisiert. Es handelt sich hierbei in erster Linie um kommunale, aber auch um private Wohnungsbau-Gesellschaften an der Saar. Die 15 Mitglieder verfügen über einen Bestand von 20 500 Wohnungen. Sie verbuchen eine Bilanzsumme von 600 Millionen Euro und ein Anlagevermögen von 500 Millionen Euro. Die Umsatzerlöse der Gesellschaften addieren sich auf 380 Millionen Euro pro Jahr. An Investitionen in Modernisierung und Instandhaltung flossen im vergangenen Jahr rund 21 Millionen Euro. Die Unternehmen beschäftigen etwa 300 Mitarbeiter. Die durchschnittliche Netto-Kaltmiete liegt in den Wohnungen der Mitgliedsgesellschaften bei 4,97 Euro. Der Leerstand liegt bei 0,8 Prozent.Am Montag, 22. November, veranstaltet der VdW Saar einen Kongress zu Thema "Zukunft Saarland - den gesellschaftlichen Wandel gemeinsam gestalten". Er findet ab 9 Uhr in der Saarbrücker Congresshalle statt. Nähere Informationen unter Telefon (06 81) 7 61 94 42, Fax 7 61 94 43, E-Mail: info@vdw-saar.de low

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