Elternzeit trennt Arbeitgeber und Politik

Berlin/Saarbrücken. Die Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) will die Elternzeit radikal kürzen, um Mütter schneller ins Berufsleben zurückzuholen. "Sobald der Ausbau der Kinderbetreuung gewährleistet ist, sollte die Elternzeit stufenweise auf zwölf Monate abgesenkt werden", sagte BDA-Präsident Dieter Hundt der Tageszeitung "Die Welt"

Berlin/Saarbrücken. Die Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) will die Elternzeit radikal kürzen, um Mütter schneller ins Berufsleben zurückzuholen. "Sobald der Ausbau der Kinderbetreuung gewährleistet ist, sollte die Elternzeit stufenweise auf zwölf Monate abgesenkt werden", sagte BDA-Präsident Dieter Hundt der Tageszeitung "Die Welt". Deutschland habe mit bis zu drei Jahren die im europäischen Vergleich längsten Elternzeiten. "Dies wirkt sich negativ auf die Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt aus", erklärte Hundt.Mit seiner Äußerung zog sich Hundt scharfe Kritik von Familienministerin Kristina Schröder (CDU) und der Union zu. "Wie Eltern in Deutschland die Betreuung ihrer Kinder in den ersten drei Jahren organisieren, ist zum Glück immer noch Sache der Familien und nicht der BDA. Und das wird auch so bleiben. Familien haben eigene Bedürfnisse und sind nicht ökonomische Verfügungsmasse", sagte die Ministerin der "Welt". "Mit mir wird es keine Einschränkungen von Elterngeld und Elternzeit geben." Die Forderungen der BDA beziehen sich auf einen Gesetzesentwurf des Familienministeriums, das die Großelternzeit einführen und die Elternzeit modernisieren will. "Je länger Frauen aus dem Beruf aussteigen, desto schwieriger ist die Wiedereingliederung, desto größer sind die Qualifikationsverluste und desto geringer sind die Karrierechancen", argumentieren die Arbeitgeber in einem Positionspapier zur Elternzeit.

An der Saar gehen die Meinungen auseinander. Volker Giersch, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Saar betont, die größte Herausforderung bestehe darin, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Staat und Wirtschaft müssten mit ihren Möglichkeiten gemeinsam für familienfreundlichere Regeln eintreten. "Je besser sich Familie und Beruf miteinander vereinbaren lassen, desto früher werden Mütter bereit und in der Lage sein, wieder an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren. Das würde dann auch eine Verkürzung der gesetzlichen Elternzeit überflüssig machen."

Nach Beobachtung von Joachim Malter, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung Saarländischer Unternehmensverbände (VSU) sind die meisten Unternehmen längst sensibilisiert und engagieren sich für möglichst flexible Lösungen, um eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gewährleisten. Er sieht die Herausforderung darin, mehr Möglichkeiten zu schaffen, damit während der Elternzeit die Kontakte zum Unternehmen nicht abreißen. Dies könne auch durch ein höheres Angebot an Teilzeitstellen und Qualifizierung geschehen. DGB-Landeschef Eugen Roth argumentiert, gerade wegen der demografischen Entwicklung mit immer weniger Fachkräften gehöre die Zukunft den Betrieben, die sich für besonders flexible Lösungen einsetzen, bei der Elternzeit genauso wie bei Arbeitszeiten. Es sollte auch künftig jedem selbst überlassen bleiben, ob er es für angemessen hält, drei Jahre Elternzeit in Anspruch zu nehmen oder weniger. epd/dpa/ts

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