„Einladen, nicht abschrecken“

Saarbrücken · Stijn Celis, der neue Ballettdirektor des Saarländischen Staatstheaters, gibt morgen seinen Einstand. Mit „Peer Gynt“ will er eine zeitlose Geschichte schnörkellos erzählen.

 Ein Probenfoto mit Francesco Vecchione (Peer Gynt) und Laura Halm (Solvejg). Foto: Bettina Stöß

Ein Probenfoto mit Francesco Vecchione (Peer Gynt) und Laura Halm (Solvejg). Foto: Bettina Stöß

Foto: Bettina Stöß

Einen großen Fehler habe er gemacht, damals, 2004 in Bern, als Stijn Celis als Ballettdirektor am Berner Stadttheater antrat. "Gleich mein zweiter Ballettabend war sehr radikal, alle Tänzer waren nackt." Und wohl fast alle eidgenössischen Zuschauer wie vor den Kopf gestoßen, jedenfalls sei ihm danach erst einmal "viel Skepsis" entgegengeschlagen. Sein Einstand morgen in Saarbrücken als Ballettdirektor soll deshalb ein anderer werden. "Ich will das Publikum einladen und nicht abschrecken." Familienfreundlich soll es sein ("für Kinder so ab sieben Jahren") und auch ohne Vorkenntnisse zu genießen.

Mit "Peer Gynt" hat sich Celis einen bekannten Stoff ausgesucht mit einer noch bekannteren Musik: Edvard Griegs Sätze "In der Halle des Bergkönigs" und "Morgenstimmung" aus der Peer-Gynt-Suite gehören zu den bekanntesten Klängen klassischer Musik, auch durch Einsatz in der Werbung. Dass dies die Musik etwas abgenutzt haben könnte, glaubt Celis nicht. "Sie wird bei uns nicht klischeemäßig rüberkommen. Es ist eine schöne, sehr üppige Musik, die der Handlung noch einmal einen emotionalen Schub gibt."

Bei dem Ballettabend wird das Staatsorchester unter der Leitung von Christopher Ward zudem Musik des norwegischen Komponisten Harald Saeverud (1897 bis 1992) spielen, die er 1947 für "Peer Gynt" komponierte, 71 Jahre nach Grieg und weit weniger romantisch. Saeverud habe er vor der Arbeit an "Peer Gynt" nicht gekannt, sagt Celis, er habe den Zugang zu seiner Musik auch nicht unmittelbar gefunden, "aber jetzt liebe ich beide Komponisten".

Henrik Ibsens Geschichte von Peer Gynt, einem Phantasten und Egomanen, der Herzen bricht, ohne dass es ihn kümmert, hält Celis für zeitlos. "Gynt ist eine sehr komplexe Figur und eine Allegorie für das, was einem heute bei vielen Menschen auffällt: eine gewisse Mediensucht, das Basteln am eigenen Image". Celis will die Figur zwischen Sympathie und Antipathie schweben lassen, aber "letztlich ist Gynt kein Held, sondern ein Antiheld". Das Bühnenbild von Jann Messerli soll so zeitlos wie die Figur sein und "auch so unperfekt" wie sie, sagt Celis. "Die Bühne, die sich im zweiten Teil etwas verändert, ist angelegt zwischen einer Landschaft und dem Inneren von Gynts Kopf, wie eine Seelenlandschaft." Das soll den Zuschauern "viele Möglichkeiten für Assoziationen" bieten.

Technische Tricks wie Projektionen will Celis nur minimal verwenden; die Arbeit seiner 18 Tänzerinnen und Tänzer, mit denen er seit zwei Monaten sechs Mal die Woche probt, soll im Mittelpunkt stehen. Celis hat die Truppe ohne viele Veränderungen von seiner Vorgängerin Marguerite Donlon übernommen. Dass die beim Staatstheater-Publikum sehr beliebt war, steigert Celis' Premierenfieber nicht ins Unerträgliche. "Das ist ein sehr gesunder Druck", sagt er und denkt schon weiter. Nach dem Einstand mit "Peer Gynt" wird es etwas experimenteller mit dem Ballett und für das Publikum, das er mitnehmen will. "Den Weg zu mehr Zeitgenössischem werden wir gemeinsam gehen."

Premiere: Morgen um 19.30 Uhr im im Staatstheater. Karten: Tel. (06 81) 309 24 86.

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