Einkaufsbummel gibt's nicht im Netz

Saarbrücken · Der saarländische Einzelhandel will sich von der wachsenden Konkurrenz aus dem Internet nicht Bange machen lassen. Das Erlebnis eines Einkaufsbummels könne das Netz nicht bieten, heißt es.

 Michael Genth, Geschäftsführer von Leder Spahn in Saarbrücken, sieht trotz der Internetkonkurrenz für den klassischen Handel eine gute Zukunft. Fotos: Stefan Bohlander/ Jens Schierenbeck/gms/dpa

Michael Genth, Geschäftsführer von Leder Spahn in Saarbrücken, sieht trotz der Internetkonkurrenz für den klassischen Handel eine gute Zukunft. Fotos: Stefan Bohlander/ Jens Schierenbeck/gms/dpa

Einkaufen per Mausklick, breite Auswahl und Lieferung bequem nach Hause. Die Vorzüge des Internet sind offensichtlich. Trotzdem macht sich der saarländische Einzelhandel nach Angaben seiner Vertreter wenig Sorgen über die Konkurrenz im Netz. "Distanz-Handel hat es zu jeder Zeit gegeben", sagt Michael Genth, Geschäftsführer von Leder Spahn in Saarbrücken. "Das Internet hat vor allem dem klassischen Versandhandel stark zugesetzt." Für den stationären Handel sieht er trotz der Konkurrenz im Netz auch weiterhin eine gute Zukunft: "Menschen wollen genießen", sagt er. Und zum Beispiel bei einem Einkauf mit Freunden durch die Geschäfte ziehen, vielleicht noch ein Eis essen oder einen Kaffee trinken. "Solch ein Gesamterlebnis kann das Internet nicht bieten."

Das Einkaufserlebnis, die Möglichkeit, Waren anzuschauen, in die Hand und gleich nach Hause nehmen zu können - darin sieht auch Serge Micarelli, Manager der Europa-Galerie ebenso wie Genth die entscheidenden Vorteile des stationären Handels. Er ist aber auch überzeugt, dass der Handel sich nicht zurücklehnen kann, sondern sich weiterentwickeln muss: "Wir müssen Erlebnisse schaffen, um für die Kunden attraktiv zu bleiben", sagt er. Wie die Situation in zehn oder 20 Jahren sein wird, wagt er nicht zu prognostizieren: "Dann kommt eine Generation, die mit gewissen Standards im Internet aufgewachsen ist. Wie die reagiert, muss man sehen", sagt er.

Höherer Preisdruck

So weit will Hans E. Agostini, Präsident des Saar-Einzelhandelsverbands, nicht blicken. "Was zählt, sind die aktuellen Probleme. Und die sind noch nicht gravierend." Zwar sei es richtig, dass die Bedeutung des Internet wachse. "Jedes Produkt, das über das Internet verkauft wird, fehlt dem Handel." Doch ein Händler, der sich aufmerksam auf die Bedürfnisse der Kunden einstelle, habe immer noch beste Chancen.

Selbst Gerd Krämer, Leiter des Media-Marktes in Saarlouis, sieht keine negativen Auswirkungen des Internet, obwohl gerade Elektro-Artikel - anders als Kleider oder Schuhe - ohne Anprobieren besonders leicht online bestellt werden können. "Viele haben sich über das Internet informiert, nutzen dann aber doch den Weg zum stationären Handel, um die Möglichkeit zu nutzen, Geräte zu sehen, anzufassen und spüren zu können", sagt er. Mittlerweile betreibt der Media-Markt auch eigene Online-Plattformen. "Online bestellen und die Geräte dann im Markt abholen - da sehe ich noch einen Wachstumsmarkt", sagt Krämer. Jedoch sei der Preisdruck durch das Internet gestiegen. Weil Media-Markt "für den tiefsten Preis" stehe, würden die Mitarbeiter auch schon einmal mit Kunden Preise im Netz recherchieren. "Allerdings ist das Angebot, was morgens noch zu finden war, nach wenigen Stunden schon nicht mehr da - das ist alles sehr schwankend."

Deutliche Probleme mit der Online-Konkurrenz sieht dagegen Sonja Berg, Filialleiterin der Buchhandlung Bock & Seip in Saarbrücken. "Das ist eindeutig eine harte Konkurrenz, weil es bequem ist, Bücher im Internet zu bestellen, ohne in die Stadt fahren zu müssen." Umgekehrt ersetze das Netz aber nicht die Beratung in der Buchhandlung. "Es gibt aber auch viele Kunden, die Bücher ausdrücklich bei uns bestellen, weil sie den Kauf einfach nicht über das Internet abwickeln wollen."

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